Tote Hose in Texola

Man könnte Texola als öde beschreiben. Einsam, fast verlassen. Irgendwie unwirklich wirkt das kleine Nest in Oklahoma ganz nahe an der texanischen Grenze. Deshalb auch der Name. Texola – Texas und Oklahoma. Es gibt noch mehr dieser Texas Kombi-Namen für Grenzstädtchen zu anderen Staaten: Texarkana oder Texmex zum Beispiel. Wir sind heute in Texola an einem frühen Nachmittag. Es ist Mai, die Sonne scheint und es ist still. Nichts los hier, man sieht keinen Menschen auf der Straße, die die Route 66 ist. Die Interstate braust nördlich vorbei, der gesamte Traffic lässt Texola links bzw. rechts liegen. Einzig vereinzelte Route 66 Touristen passieren das Örtchen auf ihrer Durchreise.

Die Stadt kann man inzwischen ruhigen Gewissens als Ghost Town bezeichnen.

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Sie scheint sich langsam in der Prairie Oklahomas aufzulösen.

Verlassene Häuser verrotten als stumme Zeugen einer besseren Zeit. Man fragt sich, wer hier lebte, damals, als es noch ein Auskommen gab für die Bewohner.

Die Stadt ist über hundert Jahre alt. Schon 1901 wurde das erste Post Office eröffnet, und ein Gefängnis natürlich, aber das erst ein paar Jahre später. Das musste sein damals. Es waren unruhige Zeiten. Dann kam die 66, hielt die Stadt am Leben, viele Jahre lang. Amerika fuhr durch Texola auf dem Weg nach Westen. Es folgte die bekannte Geschichte: Bau der Interstate, das Ende für die kleinen Geschäfte, Tankstellen, Motels.

Geblieben sind nur wenige, gerade mal 30 Einwohner halten die Stellung. Oder sind es inzwischen weniger? Wir wissen es nicht. Gesehen haben wir niemanden.

Ab und zu passiert ein Auto die Hauptstraße, Route 66 Touristen auf der Durchreise. Die wenigsten halten an. Zu öde ist es hier. Das „Open“ Neon am Waterhole Store & Tumbleweed Grill ist angeschaltet, der letzte Buchstabe ist kaputt, er flackert. Man könnte dort einkehren. Sicher können sie Steaks. Oder „just a coffee“. Doch es steht kein Auto vor der Tür. Aber Murals an der Wand, ein Sattel, montiert auf einem Balken – dort konnten sie ihre Pferde anbinden, damals, als es noch Leben hier gab. Im Schaukelstuhl sitzt ein Blumenkübel.

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Hinterm Ortsausgang steht ein türkisfarbener Thunderbird an der Straße. Wie ein Relikt aus besseren Tagen, genau wie sein Fahrer. Er kommt aus Louisiana, fährt mit seinem T-Bird durch die Welt, die amerikanische Welt. Auch und gerne auf der Route 66. Wir unterhalten uns ein paar Minuten, ein paar Fotos müssen auch sein. „Great meeting you“.

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Wir stehen genau vor dem Will Rogers Highway Marker. Der Mann ist eine Legende hier und entlang der Straße. Ein bisschen schief steht er da, der Gedenkstein an das Jahr 1952, als der Highway offiziell in Will Rogers Highway umbenannt wurde. Genau an dieser Stelle. Die Amis haben ein Faible für Historical Markers. Dieser hier ist interessant und man sollte anhalten. Der Thunderbird entschwindet in der Ferne. Die 66 ist hier vierspurig.

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NO PLACE LIKE TEXOLA steht an der Wand eines verlassenen Gebäudes. Wie wahr.

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