Über uns

„Wenn wir diese Schnellstraßen einmal quer durch das ganze Land haben werden, wie es früher oder später der Fall sein wird und sein muss, dann wird man von New York nach Kalifornien fahren können, ohne auch nur das geringste zu sehen.“

John Steinbeck, 1962

Steinbeck hat vor gut fünfzig Jahren eine Reise durch sein Heimatland unternommen, die ihn einmal „rund um Amerika“ geführt hat.* Es muss eine großartige Fahrt durch dieses Land gewesen sein. Lang und erlebnisreich, denn so schildert er sie in seinem lesenswerten Buch.

Gerade erst gelesen, animiert es uns, Amerikas Straßen erneut unter die Räder zu nehmen. Was wir sicherlich tun werden. Wir tun das schon seit Jahren. Aber nicht die von Steinbeck erwähnten Schnellstraßen, die Interstates sind es, die uns durch das Land tragen. Es sind die Landstraßen, die Country- und Backroads unterschiedlicher Länge und Qualität, Dirt Roads inklusive. Denn hier kann man es sehen und erleben, das wirkliche Amerika. Es lässt einen einfach nicht los, dieses Land, mit seinen grandiosen Landschaften, seinen Städten und Straßen, seinen Menschen.

Wir waren oft im Südwesten unterwegs, dem klassischen Ziel vieler Amerika-Touristen. Die Nationalparks ermöglichen den Zugang zu den großartigsten Landschaften des Kontinents, das Colorado Plateau begeistert durch seine faszinierende Canyon-Welt. Die Wüsten Kaliforniens oder Nevadas haben uns genauso in ihren Bann geschlagen, wie die Berge der Rocky Mountains und der Sierra Nevada. Es gibt unendlich viel zu entdecken. Manche Orte abseits der Touristenpfade üben eine magische Anziehungskraft aus auf Liebhaber von roten Felsen, von Canyons, von nie vorher gesehenen Felsformationen oder der unendlichen Weite des Landes. Auch wir gehören zu denen, die diese versteckten und weniger bekannten Orte gesucht und gefunden haben. Oft ist man noch allein dort, in der Wüste Kaliforniens, in den Wilderness Areas von New Mexico oder Utah, oder in den Prärien der Dakotas. Auch wenn die Tourismuswelle von Jahr zu Jahr gigantischer zu werden scheint. Manche Nationalparks ersticken förmlich in den Besuchermassen, die aus aller Herren Länder ihre Naturschönheiten bestaunen wollen. Dann muss man sich zurückziehen in die Einsamkeit des Indian Country oder der Mojave Wüste. Noch ist das möglich, aber auch wir fragen uns: Wie lange noch?

Das Land ist bekannt, ja fast berühmt für seine Geisterstädte, seine Ghost Towns, seine verlassenen Minen, die zeugen vom Gold – und Silberrausch vergangener Tage. Hier kann man in die Geschichte des Wilden Westens eintauchen. Wenn man so einen Ort irgendwo im Nowhereland gefunden hat, das Auto stehen lässt, zu Fuß um die windigen Ecken seiner verfallenen Holzhäuser streicht, dann sieht man sie förmlich vor sich – die Pioniere jener Zeit, die Farmer, Rinderzüchter, die Cowboys, die die Herden nach Norden treiben, all die Gestalten, die uns in unzähligen Geschichten und Hollywoodfilmen ins Wohnzimmer transportiert wurden – und die doch oft so wenig mit der Wirklichkeit jener Tage zu tun haben. An manchen Orten scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Heute noch. Nicht nur in den Ghost Towns oder Semi-Ghost Towns – es leben oft noch einige Unentwegte dort – so manches Provinznest hat sich seit Jahrzehnten kaum verändert. Verwitterte Mauern, verlassenen Läden, rostige Automobile am Straßenrand vermitteln dem Betrachter diesen Eindruck. Und gleich danach: ein paar Meter sind es manchmal nur bis zum Amerika von heute. Fast Food Tempel aller Formen und Geschmacksrichtungen säumen die Ein-und Ausfallstraßen der kleinen Stadt. Autohändler präsentieren ihre Mobile in langen Reihen unter flatternden Girlanden. Einkaufs-Plazas, Tankstellen, Motels. Wir sind in der Gegenwart angekommen.

Durch Amerika reisen. Muss das ein Traum bleiben? Eigentlich nicht. Flugzeug, Mietwagen und auf geht‘s.

Kein Land eignet sich besser für einen ausgewachsenen Road Trip. Road Trip? Bei diesem Begriff fällt so manchem als erstes die legendäre Route 66 ein. Der Traum so vieler Motorradfahrer. Einmal mit dem Chopper von Chicago nach LA. Seit Dennis Hopper und Peter Fonda dies in Easy Rider so eindrucksvoll vorgelebt haben, ist die Route 66 zum heiligen Gral der Harley Fans in aller Welt geworden. Man trifft immer wieder auf sie: Gruppen schwarzledern Bekleideter, oft bärtiger Harley Piloten mit topfähnlichen Gebilden auf dem Kopf, mit flatternden Halsbändern, die ihre dumpf knatternden Maschinen durch die Landschaften des Westens treiben. Wie gut, dass es sie gibt. Die Route 66 lebt auch durch sie. Aber nicht nur durch sie, denn inzwischen ist die Mother Road, America‘s Main Street auch von vielen Normaltouristen und Road Trip Enthusiasten entdeckt worden. Doch die Straße hat Platz, viel Platz. 4000 Kilometer Platz. Da verläuft sich‘s. Auch wenn inzwischen so manche Busladung mit meist asiatischen Touristen gesichtet wird. Warum auch nicht? Die Straße und viele ihrer Anwohner leben davon.

Wenn man durch den Westen Amerikas fährt, kann man die Route 66 fast gar nicht vermeiden. Spätestens in Arizona begegnet sie einem, in Kingman oder Seligman. Oder schon früher, in der kalifornischen Wüste. Diese Straße und ihre Geschichte hat uns so fasziniert, dass wir vor einigen Jahren (2013) beschlossen haben, uns damit sehr ausführlich zu befassen. In Worten und vor allem auch in Bildern. Die 66 zu fotografieren, so gründlich wie möglich, war und ist unser Ziel. Mit den Menschen zu sprechen, die an dieser Straße leben, Teil dieser Community zu werden, die Geschichte des ursprünglichen Amerikas zu spüren und festzuhalten, die vielen unterschiedlichen Landschaften zu erleben, Motels, Diners, alte Tankstellen, Autokinos, Ruinen am Straßenrand, längst vergessene Orte in der Wüste, die alten Brücken, aber auch die wieder neu erwachte Betriebsamkeit entlang der Straße, die Popularität, die sich inzwischen weltweit ausbreitet – all das macht die Route 66 aus. Nirgendwo sonst in diesem Land findet man soviel Amerika wie an diesem Highway. Man wird dort freundlich aufgenommen, die 66 Community welcomes you. Und wenn Du Interesse zeigst, erzählt sie Dir ihre Geschichte.

Es ist also nicht verwunderlich, dass der Schwerpunkt dieses Blogs auf ebendieser Route 66 liegt. Wir werden sie abfahren, sie schildern – Meile für Meile. Wir werden Geschichten erzählen und von Neuigkeiten berichten. Wir werden Side Trips unternehmen. Und dabei die anderen Points of Interest dieses Landes nicht vergessen.

In allen Beiträgen wird die Fotografie eine wichtige Rolle spielen. Amerikas Landschaften sind von vielen Fotografen großartig abgelichtet worden. Die meisten dieser Fotografen leben vor Ort, so dass sie viel mehr Zeit und Gelegenheit haben, solche Bilder entstehen zu lassen. Diese Möglichkeit haben wir nicht, unsere Zeit „drüben“ ist trotz der vielen Reisen beschränkt. Deshalb steht die Landschaftsfotografie für uns nicht im Vordergrund. Stattdessen konzentrieren wir uns mehr auf das Thema „Americana“ – also Bilder, die typisch für Amerika sind, bei denen man meist sofort erkennt, in welchem Land sie aufgenommen wurden. Auch Details sollen nicht zu kurz kommen. Die Route 66 eignet sich sehr gut dafür, deshalb wird es viele Bilder von dort geben. Natürlich werden wir versuchen, auch die anderen Beiträge mit ordentlichen Fotos auszustatten. Auf Reiseberichte werden wir allerdings verzichten, denn es gibt sie bereits in großer Zahl auf verschiedenen Websites und Blogs zu lesen. Stattdessen werden wir einzelne „Locations“ vorstellen. Allgemein Bekanntes, aber eben auch weniger Bekanntes.

Das Ganze wird eine Weile dauern. Die Website wird sich also nach und nach mit Beiträgen füllen. Vielleicht lohnt es sich, ihr zu folgen.

Viel Spaß und hoffentlich auch die ein oder andere Inspiration für die nächste Reise in ein gern verkanntes Land.

* John Steinbeck, Die Reise mit Charley – Auf der Suche nach Amerika

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