In Victorville sind wir am Exit 150 auf die I-15 South gefahren. Nach neun Meilen, am Exit 141 kann man die Interstate verlassen und einen Besuch im Outpost Cafe einlegen. Da das Café Teil einer großen Rastanlage ist, gibt es romantischere Plätze für die Lunchpause, aber wenn man mal drin ist, sieht es ganz ordentlich und 66-mäßig aus.
Zurück auf die I-15, der wir nun bis zum Exit 138 folgen. Das sind nur drei Meilen und normalerweise müsste jeder Route 66 Reisende hier rausfahren, um dem Summit Inn einen Besuch abzustatten. Leider ist der Diner und alles rundherum am 16. August 2016 durch das sogenannte Blue Cut Fire vollständig zerstört worden. Das Original Summit Inn wird im Jahr 1928 an der Passhöhe des Cajon Pass in Betrieb genommen. 1952, als die 66 eine etwas andere Streckenführung hat, wird es an den heutigen Standort verlegt. 2014 rast ein gestohlener Van in das Restaurant; der erhebliche Schaden kann aber dank guter Versicherung behoben werden. Dann wechseln die Eigentümer, deren Pläne aber durch das Feuer erst einmal zunichte gemacht worden sind. Es heißt allerdings, dass sie das Summit Inn wieder neu errichten wollen. Man wird sehen, ob das gelingt.
Einige Hollywoodgrößen sollen hier zu Gast gewesen sein. Von Clint Eastwood ist die Rede und von Elvis Presley, dessen Tisch im Diner gekennzeichnet war. Angeblich war er bei seinem Besuch sauer, dass keiner von seinen Songs in der Juke Box zu finden war, was ihr – der Juke Box – einen Tritt und dem Diner den verfrühten Abschied von Elvis eingebracht haben soll.
Wieder auf der Interstate passieren wir die Passhöhe des Cajon Pass und verlassen die I-15 kurz am Exit 131, wo es ein kleines Stück älterer Route 66 gibt, die aber als Wagon Train Road in einer Sackgasse endet. Dort steht ein Trail Marker, der an den hier entlang führenden Mormon Trail erinnert. In diesem Gebiet existieren noch mehrere Fragmente alter Route 66 Alignments, die aber recht schwer zu finden sind.
Zwei Meilen weiter folgt der Exit 129, Cleghorn Road. Hier fahren wir wieder raus und biegen am Ende der Ausfahrt nach rechts und gleich wieder nach links auf den Cajon Boulevard nach Süden ab. Wenn jetzt das Auto wackelt, ist es ein Erdbeben, denn wir befinden uns auf einem Teil der berüchtigten St. Andreas Fault. Zur Rechten begleitet uns der Cajon Creek und einmal mehr die Bahnlinie. Die Strecke ist übrigens mit Route 66 Schildern bestückt, man kann sie eigentlich nicht verfehlen.
Jetzt wird es etwas kompliziert und das hängt mit dem Umbau des Autobahnkreuzes der I-15 mit der I-215 zusammen. Die 66 verläuft als Cajon Boulevard parallel, aber es gab oder gibt sicher Umleitungen oder sogar Sperrungen wegen der Bauarbeiten. Wie es momentan dort aussieht, wissen wir nicht. Die Arbeiten sollten aber 2016 beendet sein. Normalerweise kann man auf dem Cajon Boulevard weiter fahren entweder unter dem ganzen Gewirr her oder daran vorbei. Kurz vor der Kreuzung mit der Devore Road geht links eine kleine Stichstraße ab, an deren Ende sich der Screaming Chicken Saloon und Papa Tony‘s Diner befinden. Muss man nicht gesehen haben, aber wenn man schon mal dran vorbei fährt …
Jetzt folgen wir dem Cajon Boulevard immer weiter entlang der I-215 bis wir hinter einer Unterführung auf die von rechts kommende Mt. Vernon Avenue erreichen. Direkt hinter dieser Unterführung steht das Lido Motel an der rechten Seite. Es ist das erste von einer ganzen Reihe von alten Motels, die uns nun auf der nach Süden führenden Mt. Vernon Ave. erwarten, darunter das Palms Motel, das Dream Inn, das Oasis, das Holiday Inn (nicht zu verwechseln mit der Hotelkette) und das San Bernardino Motel. Wir befinden uns also inzwischen in San Bernardino und zwar nicht gerade in der besten Gegend. Deshalb würden wir von Übernachtungen in diesen Motels eher abraten. Auch sonst versprüht diese Ecke nicht gerade sehr viel Charme.
Erwähnenswert ist aber das Mitla Cafe an der Ecke 6th Street. Gegründet im Jahr 1937 als einfache Imbissbude, entwickelte sich das Mitla recht schnell zu einem gestandenen Diner. In den 1940ern erreicht es seine heute immer noch existierende Form. Die ganzen Jahre über befindet sich das Cafe im Besitz der Familien Rodriguez/Montano. Eines der schon bekannten Route 66 Roadside Attraction Schilder weist auf die Bedeutung des Mitla für die Straße und für San Bernardino hin.
Fahren wir also weiter bis zur Ecke 5th Street. Dort bitte rechts nach Westen abbiegen. Weiter geht es durch die recht trostlosen Stadtlandschaften, die so typisch für die Vorstädte von Los Angeles sind. Nach zwei Kilometern wird aus der 5th Street der Foothill Boulevard. Diesem werden wir jetzt für eine lange Zeit folgen, denn das ist der exakte Verlauf der Route 66 durch San Bernardino, Rialto und Fontana bis nach Rancho Cucamonga.
Für Fans des großen gelben M: In San Bernardino steht der erste original McDonalds. Das ganze ist inzwischen von der Juan Pollo Kette aufgekauft und in ein Museum verwandelt worden. Ein kleiner Abstecher dorthin lohnt sich schon, das Ding ist irgendwie sehenswert und wirkt wie ein Urgestein amerikanischer Fast Food Kultur. Adresse für‘s Navi: 1398 N E Street. Nur ein Katzensprung von der 66. Wer hin will sollte an der Ecke 5th nach LINKS abbiegen, die I-15 überqueren, bis zur Ecke N E Street, dort wieder links (nach Norden) und immer geradeaus bis zum Ziel.
Zurück zum Foothill Boulevard. Erster Stopp wird sicher das Wigwam Motel in Rialto sein. Es ist das zweite seiner Art an der Route 66, das erste haben wir in Holbrook kennen gelernt. Zur Geschichte der Wigwams haben wir dort bereits etwas gesagt.
Wir haben einmal hier in Rialto bei Kumar Patel, so heißt der Eigentümer, übernachtet. Es hat uns ganz gut gefallen, wenn auch der Komfort in den Betonzelten nicht gerade vom Feinsten ist. Aber das wussten wir und es hat auch nicht gestört. Kumar ist das eigentliche Problem. Er hat sich uns gegenüber sehr freundlich, wenn auch manchmal etwas seltsam verhalten. Unterm Strich aber okay. Beim zweiten Besuch war das bereits anders. Rude könnte man es nennen. Wir sind dann auch ganz schnell weiter gefahren. Andere hatten ähnliche Erlebnisse, teilweise noch schlimmerer Art. Man kann das sogar im Internet nachlesen. Eigentlich wollten wir auf wertende Aussagen in diesem Zusammenhang verzichten, aber wir möchten nicht, dass jemand dort schlechte Erfahrungen macht, falls Kumar mal wieder nicht so gut drauf ist. Eigentlich ist das schade, denn er vergrault damit eine Menge Leute, beschwert sich aber, dass so wenige 66 Reisende bei ihm übernachten.
Weiter also auf dem Foothill Boulevard. Burger- und Taco Buden, Einkaufszentren, Garagen, Tankstellen der modernen Art, alles was in den amerikanischen Vorstädten an wenig Attraktivem geboten wird, ist hier versammelt. Manche Betriebe schmücken sich mit dem Historic Route 66 Zeichen. Relikte der Vergangenheit sind kaum noch zu sehen. Aber es ist die 66 und deshalb müssen wir wohl da durch.
Recht sehenswert ist der im alten Diner Stil gehaltene Denny‘s zwischen North Cedar und North Lincoln Ave. Ein Stück weiter auf der linken Seite hat sich Bono‘s Restaurant & Deli lange gehalten. Ein Diner im alten Stil. Davor steht eine überdimensionale Orange, die als Bono‘s Obstverkaufsstand fungierte. Daneben ein 66 Emblem auf dem Pflaster. Irgendwann unterqueren wir wieder die I-15 und erreichen Rancho Cucamonga. Hier fühlt man sich um Längen wohler, als in Rialto oder Fontana. Alles ist grüner, hübscher, ansprechender.
Für Freunde guten Essens, hat der Foothill Boulevard aka Route 66 hier gleich zwei Highlights zu bieten, die sich fast gegenüber liegen. Zum einen das Sycamore Inn rechter Hand und auf der anderen Straßenseite das Magic Lamp, das sogar als Route 66 Roadside Attraction gekennzeichnet ist.
Die Straße erstreckt sich weiter dreispurig durch Upland und Claremont. Sie ist recht angenehm zu fahren, auch wenn natürlich schon Großstadtverkehr herrscht. Man erkennt immer noch viele 66 Schilder an den Betrieben rechts und links.
Jede Menge Bäume sind an den Straßenrändern und auf dem Mittelstreifen angepflanzt worden und so hat man sich recht viel Grün in die Stadt geholt. Weiter geht‘s durch La Verne, wo wir die I-210 kreuzen, dann folgt Glendora, wo aus dem Foothill Boulevard jetzt auch offiziell die Historic Route 66 wird. In Glendora kann man, so man will, eine älteres Route 66 Alignment befahren, das an der Amelia Avenue nach recht (Norden) abbiegt. Man erreicht wieder den Foothill, hier links fahren und ihm bis zur Citrus Avenue folgen. Dort wieder links und man befindet sich wieder auf der Historic 66. Eigentlich bringt das nichts, denn beide Strecken unterscheiden sich kaum, bis auf das sehr schöne Neon des Foothill Drive Inn Theatre (Ecke Glendora Street), das einen Fotostopp wert ist. Leider ist das Neon alles, was vom ehemaligen Autokino übrig geblieben ist. Inzwischen sind wir in Azusa angelangt. Hier heisst die 66 kurzfristig mal Alosta Avenue, bevor sie nach links wieder auf den Foothill Boulevard abknickt.
Nächste Stationen sind Duarte und Monrovia. Wieder hat sich der Straßenname geändert, jetzt fahren wir auf dem Huntington Drive. In Monrovia wollen wir uns noch eine restaurierte Tankstelle ansehen. Dazu bitte kurz hinter Duarte in die Shamrock Avenue nach rechts abbiegen – das ist auch der korrekte Verlauf der 66 durch Monrovia. Nach ein paar hundert Metern erreichen wir unser Ziel an der Ecke Walnut Street. Irgendwie sieht die Station fast wie neu aus (na ja – fast), wären nicht die antiken Zapfsäulen. Einen kurzen Stopp sind sie sicher wert. Außerdem ist es eine Movie Location, hier wurden Szenen aus dem Film über die Entführung des Lindbergh Baby‘s gedreht.
Nach weiteren 0,8 Meilen bitte links auf den unvermeidlichen Foothill Boulevard (ganz schön verwirrend ist das hier) abbiegen. Auf der rechten Seite erblickt man kurz darauf das Aztec Hotel aus dem Jahr 1925. Das Hotel ist der Maya/Azteken Architektur nachempfunden und hat einen Platz im National Register of Historic Places. Auch hier war Hollywood schon des öfteren zu Gast, vor langer Zeit.
Es geht weiter auf dem Foothill bis zur Ecke Santa Anita Avenue, wo wir links abbiegen, die I-210 unterqueren und dann rechts auf dem Colorado Boulevard weiter fahren. Der bringt uns nach einer halben Meile auf den Colorado Place, der dann wieder zum Boulevard wird und parallel der I-210 verläuft und uns nach gut sechs Meilen nach Pasadena bringt.
Im nächsten Kapitel wird‘s dann etwas tricky, da wir uns durch Los Angeles kämpfen müssen.