Chambless, Amboy – A Special Part Of 66 History

Nächster Stopp: Chambless. Dreieinhalb Meilen weiter nach Westen. Dauert nur ein paar Minuten. Dort halten auch alle an und knipsen das Roadrunner Lodge Schild. Das ist ja auch ein feines Motiv. Also lassen wir es natürlich nicht aus, genau wie die alte Tankstelle.

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Aber man kann auch hinten rum fahren, die kleine Straße rein, zum still gelegten Motel. Das kennen wir noch nicht. Da stehen eine Menge Cabins im Rechteck um einen Hof herum. Hier muss einiges los gewesen sein, als die Lodge in den Glanzzeiten der Route 66 in vollem Betrieb war. Davon ist nichts mehr übrig, nichts, bzw. fast nichts. Die leerstehenden Häuschen, das alte Neonschild an der Straße. Roadrunner – was für ein passender Name hier. Ein ausgebranntes Mobile Home, noch ein paar verrammelte Gebäude. Alles tot hier.

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Da hinten liegt ein altes Blechschild im Sand. Wir müssen es mit vereinten Kräften umdrehen. Express Diner steht drauf. Es wird nicht mehr gebraucht, wurde abmontiert. Schrott, nicht mehr. Und doch erzählt es von anderen, besseren Zeiten. Man muss es nur hören. Ein Stück weiter, ein alter, rostiger Bus. Wir marschieren hin. Watch for Snakes – wir haben die Snake Guards diesmal nicht dabei. Aber es lässt sich keine blicken. Der Bus ist Schrott, völlig vergammelt, innen ein Chaos. Der Fahrersitz existiert noch, zerschlissen, aufgerissen. Irgendwelche Tierchen? Wir ignorieren das mal. Nick setzt sich ans Steuer, Ellen traut sich auch. Ich muss ebenfalls herhalten für ein paar Joke-Pics. Das muss sein. Fun eben. Fun on Route 66 – early in the morning in the Mojave Desert.

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Jetzt also nähern wir uns DEM Highlight an diesem Route 66 Abschnitt. Amboy bzw. Roy‘s Motel & Cafe. Hier legen wir natürlich einen längeren Stopp ein. Wie eigentlich jeder, der vorbei kommt.

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Das alte Neonschild von Roy‘s ist so etwas wie ein Wahrzeichen an der Route 66 (wir steuern mal zwei VERY early morning Fotos bei, die sind seltener). Jeder kennt es. Jeder fotografiert es. Werbefilme werden hier gedreht, für Automarken, für alles mögliche mehr. Fotogen ist das Ding ja, ohne Frage. Die beiden Route 66 Shields auf der Straße machen einen super Vordergrund. Auch für die vielen Harley Gruppen ein absolutes Must Stop und Must Knips.

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Der Sprit ist teuer hier, aber es gibt ihn noch – aus den antiquierten 1970er Jahre Tanksäulen. Das Café ist offen, kalte Getränke, Snacks, Kaffee, nicht mehr. Die Toilettenanlage geht gar nicht. Die Wüste ist besser. Das alte Motel hinter dem Café hat ebenfalls längst den Betrieb eingestellt. Manchmal dient auch dieses Gebäude als Filmkulisse. Erst jüngst wurden dort Szenen eines Thrillers gedreht. Man konnte die künstlichen Blutspuren an einer Zimmerwand von der Straße aus sehen, was für beträchtlichen Wirbel im Internet gesorgt hat. Man weiß ja nie, es könnte ja echt sein. Die kleinen, weiß gestrichenen Cabins rechts vom Rezeptionsgebäude sind offen, man kann hinein gehen. Manchmal werden sie für kleine Ausstellungen oder Präsentationen genutzt, jedenfalls war das bei unserem letzten Besuch der Fall.

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Werfen wir einen Blick in die Geschichte Amboy‘s, dieses seltsamen und ungewöhnlichen Ortes in der Mojave. 20 Restbewohner soll es noch geben. Roy‘s war einmal ein blühendes Unternehmen. Als Roy Crowl im Jahre 1938 die Tankstelle am Highway 66 in Amboy in Betrieb nimmt, ist die Route 66 die wichtigste Ost-West-Verbindung in den USA. Damals wird die Straße von ihrer ursprünglichen Streckenführung über Goffs zu ihrem jetzigen Verlauf umgeleitet, um eine direkte Verbindung von Needles nach Essex zu schaffen. Und somit macht es Sinn an dieser Stelle eine Tankstelle und zwei Jahre später ein Motel, bestehend aus kleinen Cabins, und schließlich (1945) ein Café zu eröffnen. 
Herman Buster Burris, Crowl‘s Schwiegersohn, steigt in das Geschäft ein und übernimmt schnell das Kommando bei Roy‘s und auch in Amboy.

„Ich habe damals geplant, nur eine kurze Zeit hier in der Wüste zu bleiben, aber daraus wurde nichts. Ich mochte es dort und entschloss mich, zu bleiben. Zusätzlich zu den Cabins machte ich eine Reparaturwerkstatt auf und im Jahr 1945 das Café.“ * Während des Krieges geht es weiter aufwärts mit Roy‘s. Der Grund ist die Armee, die in der Mojave-Wüste zahlreiche Manöver durchführt. 
„Wir hatten eine Menge militärischen Betrieb hier während des Krieges. Viele Soldaten, die überall in der Wüste Militärübungen abhielten, passierten Amboy in Konvois. Das war gut für‘s Geschäft.“ *

Mit seinem alten Studebaker Pick-up Truck bringt Buster das Benzin von Barstow nach Amboy. Auf dieselbe Art gelangen die Pfähle für Stromleitungen und Telefonkabel in das winzige Nest. Der richtige Boom beginnt in den Nachkriegsjahren, als die Nation mit ihren Altmobilen gen Westen aufbricht, neuen Landschaften und Abenteuern entgegen. Es gibt kaum Neukonstruktionen unter den Automobilen, die die Route 66 entlang fahren und so ist es kein Wunder, dass so mancher gerade hier in der heißen Wüste Kaliforniens mit seinem Gefährt liegen bleibt. Roy‘s Werkstatt hat Hochkonjunktur.

„Das wirkliche Geschäft an der Straße begann etwa um 1948. Nach dem Krieg waren meine Cabins ständig ausgebucht. Wir vermieteten sie Tag und Nacht. Wenn kein Zimmer mehr zu haben war, schliefen die Leute in ihren Autos. Das Café versorgte die Menschen mit Essen. Außerdem hatten wir jede Menge Ersatzteile auf Lager, bis hin zu kompletten Motoren für die einzelnen Marken. Zwischen den späten 40ern und den frühen 70er Jahren war dieser Ort ein richtiges Tollhaus. Wir waren 24 Stunden am Tag geöffnet. Ich hatte 90 Vollzeitmitarbeiter damals. Während der Saison im Sommer stieg diese Zahl auf 120. Wir hatten Kellnerinnen, Mechaniker, Zimmermädchen und Köche, die aus Oklahoma, Texas, Arizona und allen möglichen Orten im Land zu uns kamen. Man konnte meinen, dass die ganze Welt durch Amboy fuhr.“ *

Im Jahr 1959 wird das heutige Wahrzeichen errichtet, das weithin sichtbare, berühmte Neonschild. Zur gleichen Zeit entsteht die neue, moderne Motel-Rezeption, eine auffällige Konstruktion mit großem Dach über einer Glasfassade. Noch heute kann sie jeder bewundern und einen Blick ins Innere werfen. Dort hat man die Einrichtung im Stil der frühen 60er Jahre belassen, der Counter, das Schlüsselbrett, Telefon und Rechenmaschine, ein Klavier und ein paar alte LPs. Dann kommt die Interstate. Und einmal mehr bedeutet sie das Ende für ein florierendes Geschäft.

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„Alles änderte sich, als die Interstate fertig wurde. Es war, als ob jemand eine Sperre über die 66 gestellt hätte. Der Verkehr hörte einfach komplett auf.“ *

Damit wird dem kleinen Ort und Roy‘s die wirtschaftliche Grundlage entzogen, die meisten Bewohner verlassen die Stadt. Roy‘s hält zwar den Betrieb aufrecht, aber dieser einstmals so wichtige Halt an der Route 66 verfällt mehr und mehr. Das Motel wird geschlossen, auch die benachbarte Schule, lediglich das Post Office bleibt – bis heute.

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Amboy erfährt im Jahre 2003 noch einmal Aufmerksamkeit, als die sieben verbliebenen Einwohner versuchen, den gesamten Ort bei Ebay zu versteigern. Das gewünschte Ergebnis wird allerdings nicht erzielt und so kauft zwei Jahre später der Betreiber der Juan Pollo Restaurants den gesamten Ort für 425.000 Dollar. Angeblich mit der Absicht, das kleine Wüstennest mit seiner berühmten Tankstelle wieder mit Leben zu erfüllen. Bis heute ist davon nicht viel zu sehen.

Aufgrund von Aufzeichnungen und Briefen von Roy Crowl und Buster Burris wissen wir, dass Amboy viel Prominenz auf der Durchreise gesehen hat. Elvis Presley, Frank Sinatra oder Judy Garland aus der Musikszene zum Beispiel. Aber auch Hollywood-Größen wie Brad Pitt oder Harrison Ford machten hier Station. Ebenso werden die Präsidenten Ronald Reagan und George Bush Sr. erwähnt.

*Quelle für Buster‘s Zitate: Route 66 – The Mother Road von Michael Wallis

Nicht weit entfernt, genauer gesagt ca. 2,5 Meilen südwestlich von Amboy, liegt der Amboy Crater, ein erloschener Vulkankegel, der leicht über den Western Cone Trail besucht werden kann. Es gibt einen Parkplatz und einige im Schatten liegende Picknicktische, die auch nötig sind, wenn man von einer Wanderung zum Kraterrand unter der heißen Sonne der Mojave-Wüste zurückkehrt. Und außerdem… achtet auch hier auf Klapperschlangen! Und auf die Hitze! Im Hochsommer erreichen die Temperaturen Rekordwerte. Viel Wasser und Sonnenschutz sind ein MUSS. Auf dem Weg dorthin passiert man übrigens den Abzweig zum Joshua Tree National Park. Wer Zeit hat, sollte den Abstecher erwägen.

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Nicht so bekannt ist der alte Friedhof.– Amboy Cemetery. Man findet ihn recht leicht, wenn man direkt gegenüber von Roy‘s auf die Old Amboy Road fährt. An der Kirche vorbei, dahinter links abbiegen und nach 400 Metern ist man da. Über 55 Gräber weht der heiße Wüstenwind, acht davon außerhalb des von alten Holzpfählen eingefassten Karrees. An zwei der einfachen Holzkreuze erkennt man noch die Inschriften der Plaketten. Alle anderen Gräber geben nicht preis, wer dort bestattet wurde.

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Ein bisschen spooky sind sie schon, die kleinen Friedhöfe am Ghost Town Stretch hier in der Mojave. Irgendwann müssen wir dort mal im Morgengrauen hin …

 

Update 23.05.2020:

Im November 2019 wurde das Wahrzeichen von Roy’s, das bekannte Neonschild, wieder zum Leuchten gebracht. Das war ein Riesenereignis an der Route 66. Leider haben wir es noch nicht selbst sehen und fotografieren können. Einige Gäste kamen sogar mit ihren Kleinflugzeugen angeflugen – Amboy hat eine rumplige „dirt“ Landebahn – und auch sonst war die Begeisterung groß. Hier ein Foto aus dem Internet:

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2 Gedanken zu “Chambless, Amboy – A Special Part Of 66 History

  1. Hallo Kim, danke für den Comment. Freut uns sehr, dass dir der Blog gefällt. Übrigens ist vor am 19. Feb ein Artikel über Ellen im Kingman Daily Miner erschienen. Vielleicht hast du ihn gesehen. Falls nicht, schicken wir ihn dir gerne als PDF. Viele Grüße nach Arizona
    Ellen & Udo

  2. lebe seit 20 Jahren in Kingman, Arizona, also direkt an der Route 66, und freue mich riesig ueber diese Bilder und die verschiedenen EIndruecke. Bin unterdessen zuHause hier in der Wueste Mohave, und freue mich ueber deutschsprachige Besucher mjit so viel Einsicht wie auch Weiotsicht! Kim Dios (kimdios@hotmail.com)

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