Goffs, Fenner, Essex, Danby, Cadiz Summit – The Mojave Desert

Von Needles aus stehen wieder zwei Route 66 Varianten zur Wahl. Die schnellere führt über die Interstate (das ist der Verlauf, den die Straße nach 1931 genommen hat) bis zum Exit 115 (Mountain Springs Road). Dort rausfahren und auf den National Trail Highway. Dazu die Interstate nach links überqueren. Von hier sind es elf Meilen bis nach Essex, wo sich die beiden Varianten wieder treffen.

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Die andere und interessantere Strecke führt vom Exit 133 auf die US95 North, der wir ca. sechs Meilen folgen. Kurz vor einem Bahnübergang biegen wir nach links auf die Goffs Road ab. 15 Meilen geht es durch die karge Landschaft durch kaum wahrnehmbare Orte wie Bannock und Homer bis wir Goffs erreichen, bzw. das, was davon übrig geblieben ist.

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Allerdings hat die Mojave Desert Heritage and Cultural Association die alte Schule sehr schön renoviert. Das auffällige Gebäude ist nicht zu übersehen, rundherum gibt es allerlei Antikes zu bewundern. Autos, Bergbaugerät, Eisenbahnrelikte. Man kann das alles natürlich besichtigen. Über einem Tor im Ranch-Stil steht in großen Lettern Study the Past. Ein paar Holzlatten mit fotogenem Windrad dahinter, verraten uns wo wir sind: Goffs – California – Established 1883 – Elevation 2595 – Population 23. Eine Ghost Town also, allerdings mit Museum.

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Direkt am Bahnübergang steht die Ruine eines größeren Gebäudes, das einmal als General Store gedient hat. Man kann reingehen. Ein Witzbold hat in großen Lettern NO GAS aufgesprüht. Und unermüdlich passieren uns die endlos langen Güterzüge der BNSF.

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Es geht weiter. Fenner heißt unser nächster Stopp. Schon von weitem erkennt man die drei großen gelben Buchstaben in der Wüste, die eine Tankstelle signalisieren: G A S. Nicht ganz unwichtig in dieser Gegend und vor allem nicht ganz billig. Wohl dem, der in Needles noch aufgetankt hat. Najah‘s Desert Oasis steht über dem Shop, der groß mit der Route 66 Reklame macht. Auch sind die Preise nicht ohne. Aber man muss ja nichts kaufen, so man genug Proviant und vor allem Wasser dabei hat. Eine kleine Oase gibt‘s auch, komplett mit Palmen und bronzierter Statue im Teich. Wer‘s mag.

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Kurz darauf queren wir wieder die I-40 am Exit 107 (und nur mit dieser Ausfahrt kann die Oase existieren) und folgen der 66, die hier wirklich so heißt, in südwestlicher Richtung, wobei uns die Bahnschienen auf der linken Seite weiterhin begleiten. Nach fünf Meilen stehen wir an einem Stop-Schild. Hier treffen die beiden Varianten wieder zusammen, wir sind am Old National Trails Highway.

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Das Post Office von Essex hat seine Flagge gehisst, eine Autowerkstatt scheint ebenfalls noch in Betrieb zu sein. Nicht so das Café, mit dem Riesen – Saguaro davor, das für Good Food Werbung gemacht hat. Noch heute zu sehen. Aber leider auch die No Trespassing und No Parking Schilder. Die sind relativ neu.

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Trotzdem halten wir an, trauen uns ein paar Meter auf‘s Gelände. Niemand stört sich dran. Irgendwo da hinten ist bewohntes Gebiet. 50 oder 60 Menschen leben noch hier. Natürlich waren es einmal viel mehr, damals, als auch Essex ein Ort war, an dem die Route 66 ihre Reisenden hier anhalten ließ. Zum Tanken, zum Essen und Trinken. Auch zum Übernachten. Eigentlich erstaunlich, wie viele dieser kleinen Orte an diesem Wüstenabschnitt der 66 von der Straße leben konnten. Ein großes Billboard, von der Wüstensonne ausgebleicht, macht rostige Reklame für das Flamingo Hilton in Laughlin. Auf der Rückseite preist es Bier, Wein, Propangas und die Abschleppkünste des Garagenbesitzers an. Gegenüber steht noch ein weiteres verfallenes Gebäude. STAY AWAY prangte einst in großen Lettern auf den morschen Holzbalken. Wir halten uns dran, obwohl die Schrift bei unserem letzten Besuch verschwunden war.

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Und fahren weiter durch die sonnenverbrannte Mojave-Wüste. Rechts an der Böschung begleiten uns zu Schriften zusammengelegte Steine. Alles mögliche steht bzw. stand dort zu lesen, vor allem Namen. Irgendwer hat mal damit angefangen, viele machten es nach. Wobei das alles schon viele Jahre her ist. Die meisten Schriften sind inzwischen kaum noch lesbar. Nach knapp neun Meilen erreichen wir eine alte Service Station mit einem auffälligen Mural, das wohl eine Szene aus dem Trapperleben darstellt. Daneben ein ausgedienter Ford Torino.

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Das ist Danby. Hier zweigt links die Danby Road ab, auf die wir jetzt abbiegen. Danby ist heute eine Ghost Town, damals ein lebendiger Ort, damals, als die Route 66 genau dafür sorgte. Das Nest diente der Eisenbahn als Wassertankstelle, genau wie die anderen Tankstopps hier in der Gegend. Interessant ist die Namensgebung dieser Haltepunkte. Von West nach Ost sind die Orte in alphabetischer Reihenfolge benannt: Amboy, Bristol, Cadiz, Danby, Edson, Fenner und Goffs. Zwei Meilen der Dirt Road müssen wir unter die Räder nehmen, um den Friedhof zu besuchen. Gräber in der Wüste. Unbekannt, von Sand und Staub halb zugeweht. Verwitterte Holzkreuze, Grabeinfassungen.

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Zurück auf die Main 66. Kurz vor dem Cadiz Summit erkennt man linker Hand noch ein altes Route 66 Stück. Noch ist der verwitterte Belag zu sehen, darauf ein Gedicht in weißer Farbe und ein Route 66 Shield das Roamin Rich hier aufgemalt hat. Den kennen wir ja schon. Rich tut so was andauernd, überall auf den alten Alignments der 66 finden sich die kleinen Embleme.

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Der Cadiz Summit ist der höchste Punkt entlang der Straße. Warum hält man hier eigentlich? Fakt ist, fast jeder hält hier – und das nur wegen der völlig vergammelten Ruine und des so prächtig auf die Straße gemalten Route 66 Shields.

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Und wegen des Sessels natürlich. Unbedingt. Cadiz ohne Sessel geht gar nicht. Der steht immer an verschiedenen Stellen im Umkreis der von Graffiti strotzenden Mauern dieses einstmaligen Außenpostens in der Wüste. Tankstelle, Café und ein paar Cabins für Übernachtungsgäste. Ein paar Grundmauern stehen noch und natürlich die U-förmigen Reste des Trading Posts. Dort sind einige Portionen Schutt und Müll abgelagert worden. Und ein oller Sessel eben. Vor kurzem ist der alte Sessel durch einen neuen ersetzt worden. Keine Ahnung, von wem. Wir haben Roamin Rich im Verdacht. Der neue alte ist noch nicht ganz so zerfetzt. Eine Frage der Zeit. Nick nimmt mal Platz. Noch kann man das verantworten.

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Und wer Roamin Rich beim Erneuern eines 66 Shields auf dem alten Gemäuer beobachten will, kann es hier live miterleben.

Hinter den Mauern erhebt sich ein kleiner Hügel. Man kann und sollte mal raufklettern. Hier oben befindet sich ein Grab, zumindest ein Kreuz. Dale McConnell steht drauf. Wir haben nirgendwo Hinweise gefunden, um wen es sich handelt. Und ein rotes Banner am Boden mit zwei Daten, aber einem anderen Namen. Ein Unfall vielleicht.

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Einen schönen Blick auf die Wüste hat man von hier oben, besonders früh morgens, wenn die Sonne aufgeht. Oder der Vollmond am Himmel steht. Oder beides …

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