Antares, Kingman – Reaching Arizona’s Route 66 Capital

Von Hackberry aus wendet sich die Route 66 nach Nordwesten und beschreibt einen großen Bogen um die Berge westlich der Straße. Bevor wir Kingman erreichen fällt auf der rechten Seite neben einem alten Trailer Park Zeichen, das den Ort als Kozy Corner bezeichnet, ein seltsames Gebilde ins Auge.

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Ein riesiger Kopf, der aussieht, als wäre er frisch von der Osterinsel hier gelandet. Das Ding wurde von seinem Schöpfer, dem Künstler Gregg Arnold im Jahr 2004 gleich hier an Ort und Stelle neben dem ehemaligen Ranchero Motel und dem Kozy Corner Park hingepflanzt und auf den Namen Giganticus Headicus getauft. Über den Einfallsreichtum bei der Namensgebung lässt sich streiten, aber das Werk heißt nun mal so.

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Arnold wechselt gelegentlich die Farbe des Headicus, mal rosa, mal blau, oder grün. Er ist der Besitzer dieses Anwesens, das zu dem winzigen Kaff Antares gehört, das man ein Stück entfernt hinter dem Gebäude erkennen an. Die Briefkastenreihe an der Einfahrt zum Ort ist ein beliebtes Fotomotiv geworden. Der Headicus natürlich auch. Im Garten stehen noch weitere Werke des Künstlers in der Sonne Arizonas.  Im Oktober 2016 übrigens, hat der Besitzer der Grand Canyon Caverns, John McEnulty, das komplette Anwesen gemietet. Er hat daraus ein Visitor Center gemacht, komplett mit Informationsmaterial, Gift Shop, Kunstgalerie, Restaurant und Picknick Area. Eröffnung war schon am 1. November 2016. Das macht durchaus Sinn, denn der 14 Fuß hohe Giganticus Headicus bewegt sicher den ein oder anderen Vorbeifahrer zum Anhalten.

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Ein Stück weiter passieren wir Mike‘s Route 66 Outpost & Saloon. Nicht zu übersehen ist das Schild, die Kutsche inklusive Pferd auf dem Vordach, sowie die Windmill. Der Laden ist beliebt, da scheint immer was los zu sein, wenn man der Facebook Seite trauen darf. Wir waren noch nicht drin, aber vielleicht sollte man dort mal ein kleines Bier zu sich nehmen – beim nächsten Mal.

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Nächste Station ist Kingman. 30.000 Bewohner leben heute in der Stadt, deren Anfänge auf das Jahr 1882 zurück gehen. Aber schon 25 Jahre früher wird diese Gegend durch Lieutenant Edward Fitzgerald Beale genauer in Augenschein genommen. Beale, der eine Karriere in der Armee hinter sich hat, durchquert zwischen 1857 und 1859 zweimal die Wüste Arizonas. Mit Kamelen! Importiert aus Tunesien experimentieren Beale und seine Leute mit einem Einsatz der Tiere in der Wüste Arizonas. Ein großer Erfolg wird das nicht, den Farmern und Goldsuchern sind die ungewohnten Viecher nicht geheuer – die meisten werden von ihnen erschossen. Die Überlebenden werden frei gelassen und sollen sich noch Jahre später in der Wüstengegend herum getrieben haben. Immerhin legt Beale mit seinen Expeditionen den Grundstein für die weitere Besiedlung dieser Gegend. Der einzige Weg dorthin ist die nach ihm benannte Beale Wagon Road, deren Verlauf ziemlich genau dem der späteren National Old Trails Highway und der Route 66 entspricht. Womit wir die Verbindung zu unserem Thema haben.

Die unvermeidliche Eisenbahn kommt zu Beginn der 1880er Jahre. Verantwortlich für den Bau ist Lewis Kingman, nach dem die nunmehr immer größer werdende Ansiedlung benannt wird. Das größte Hotel der Stadt entsteht. Edward Beale ist der Namenspatron für dieses Gebäude, das im Jahr 1906, sechs Jahre nach seiner Fertigstellung, von der aus Flagstaff stammenden Devine Familie gekauft wird. Tom Devine bringt einen einjährigen Säugling namens Andy mit nach Kingman, der in späteren Jahren als Schauspieler in Hollywood einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Er ist in mehr als 150 Filmen zu sehen, wobei es sich meist um B-Western handelt. Da er aber auch an der Seite von John Wayne unter John Ford‘s Regie tätig ist (u.a. in „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“) beschließen die Stadtväter nach seinem Tod im Jahr 1977, den Route 66 Abschnitt durch Kingman in Andy Devine Avenue umzubenennen.

Und auf dieser Straße entern wir jetzt Kingman. Die Außenbezirke gleichen denen fast aller amerikanischen Kleinstädte, Kettenm(h)otels, Fast Food, Autos.

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Nachdem die 66 die Interstate unterquert hat, sind es noch gut drei Kilometer bis zu unserem Übernachtungsziel, dem El Trovatore. Das Motel stammt aus dem Jahr 1939 und hat die Jahre unter verschiedenen Besitzern überdauert. Man ist stolz auf die Longest Route 66 Map, die sich als Mural entlang der Zimmertüren erstreckt und auf die beiden weithin sichtbaren Neonschilder. Auch dieses Motel hat Themenzimmer, an den Türen stehen die Namen vieler Hollywood Berühmtheiten von Humphrey Bogart bis Marilyn Monroe. Sogar einen eigenen Song gibt es, den Will Strickland mehr spricht, als singt, aber was soll‘s. Ein Motel Video gibt es auch.

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Man muss nicht unbedingt dort übernachten, aber anschauen sollte man sich das. Hinter dem Haus parkt übrigens eine kleine Flotte VW Bullys.

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Kingman hat noch eine ganze Menge weiterer Route 66 Motels aufzuweisen, alle in walking distance. Das Hill Top mit sehr schönem Neon. Rambling Rose, Hillcrest Motel, Arcadia Lodge, Route 66 Motel, Orchard Inn und Siesta Apartments haben schon bessere Zeiten gesehen. Das Siesta Schild scheint auch schon des öfteren mit blauen Bohnen Bekanntschaft gemacht zu haben.

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Das oben erwähnte Beale Hotel steht seit langer Zeit schon leer, wobei das große Schild auf seinem Gerippe über dem Dach des Hauses nicht zu übersehen ist. Ein großes Mural ziert die pinkfarbene Außenwand an der Rückseite. Gleich daneben steht das Brunswick Hotel mit seiner schönen Fassade. Man sagt, dass es bald wieder eröffnet werden soll. Die Szenerie des Hotels auf der rechten Straßenseite zusammen mit dem riesigen Silo auf der linken, auf dem man mit großem 66 Emblem in Kingman, dem Herzen der Route 66, willkommen geheißen wird, ist ein Markenzeichen der Stadt.

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Und gleich dahinter gibt‘s jetzt endlich was zu essen. In knalligem Pink und Türkis stehen sie unter dem auffälligen Neon mit den Pommes und der Corvette – die Bierbänke, auf denen man Platz nehmen sollte, wenn drinnen nichts mehr zu haben ist. Und das ist häufig der Fall, denn Mr. D‘z Diner ist eigentlich ein MUSS für jeden, der auf der Route 66 daher kommt. Wir können jedes Mal NICHT widerstehen. Ursprünglich ein kleines Kimo- Café mit Shell Tankstelle, hat sich das Geschäft zu einem der bekanntesten Diner entlang der 66 entwickelt. Natürlich im Stil der 1950er eingerichtet, mit Juke Box, alten Fotos, Elvis Figuren und Kellnerinnen mit Häubchen. Wie man sich das als Route 66 Nostalgie-Traveler eben so wünscht.

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Schräg gegenüber sollte man das Kingman Powerhouse nicht verpassen. Es birgt ein umfangreiches Route 66 Museum und ist die Heimat der Route 66 Association of Arizona. Parken kann man direkt vor der Tür, der Platz ist groß genug für jede Menge Besucher. Wenn man Glück hat, trifft man Jim Hinckley, den Autor vieler Route 66 Bücher. Hinckley ist eine Institution an der 66 und vertritt die Mother Road auch manchmal im Ausland, so auch beim ersten European Route 66 Festival in Ofterdingen. Achtet auf einen kleinen Mann mit Cowboyhut. Wir waren mit ihm beim Italiener.

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Es lohnt sich, im Gebiet um Powerhouse und Hill Top einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Man begegnet einigen weiteren Hinguckern, wie z.B. dem großen 66 Mural, dem ein oder anderen Autoklassiker und den beiden neuen, modernen Neons des Kingman Club und OK Used Cars. Auch der Bahnhof ist einen kurzen Abstecher wert.

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Wer in Kingman übernachtet und was zum Frühstücken sucht, dem empfehlen wir das Hot Rod Cafe (2215 Hualapai Mtn. Rd). Schön amerikanisch, alles da.

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Auf der Hualapai Mountain Road kann man übrigens prima in die benachbarten Berge fahren, dort wandern – jede Menge Trails – oder einfach nur mal entspannen von der vielen Fahrerei. Wer länger bleibt, kann oben in den Bergen im Hualapai Mountain Resort logieren.

Hinter dem Museum macht die 66 eine scharfe Linkskurve und führt weiter nach Süden. Fünf Meilen sind es bis zum Interstate Exit 44. (Die 66 verläuft parallel). Dort unterqueren wir die I-40 nach rechts. Nach 0.3 Meilen scharf links auf den Oatman Highway und dann geht‘s in die Berge.

 

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