Meteor City, Meteor Crater Observatory, Two Guns, Canyon Diablo – Route 66 Strange And Spooky

Die Old Route 66 in Winslow endet in einer Sackgasse im Westen der Stadt. Hier geht‘s nicht weiter, also müssen wir uns wieder mit der I-40 anfreunden. Exit 252. 13 Meilen sind es bis zum Exit 239, dort fahren wir raus und unterqueren die I-40. Ein Stück nach rechts und wir sind in Meteor City.

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Der Ort hält nicht ganz, was der Name verspricht. Von einer City kann nicht die Rede sein. Das Ganze ist ein ganz normaler Trading Post bzw. es WAR einer. Seit 2012 liegt dort alles brach, die letzten Klapperschlangeneier, Falkenfedern und nachgemachten Tomahawks werden verkauft. Offene Türen haben es Vandalen seitdem leicht gemacht, den Innenraum des halbkugelförmigen Gebäudes fast vollends zu zerstören. Auffällig ist diese Struktur schon, deshalb haben sie die Besitzer im Jahr 1979 auch so erbauen lassen. Elf Jahre später brennt das Ding ab, wird aber neu errichtet und bleibt noch einige Jahre im Geschäft. Der erste Trading Post an dieser Stelle wird 1941 eröffnet, nachdem drei Jahre zuvor schon eine Tankstelle aufgemacht hatte. Der Handelsposten konnte sich einst mit der längsten Roadmap der Route 66 brüsten, aufgemalt auf einen Holzzaun. Heute liegt er in Trümmern, niedergeworfen von Zeit, Wind und Wetter.

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Der Wind ist sehr präsent hier, wenn er durch die verlassenen Relikte der Vergangenheit rauscht, nur übertönt vom nahen Lärm der Interstate. Einige sehr schöne Gemälde sind noch sichtbar. Die Pottery Lady zum Beispiel oder der Sand Painter, gemalt auf das blanke Holz einiger Zäune. Auch die Teepees stehen noch, genauso wie der riesige Dreamcatcher vor der großen Halbkugel. Und dann sind da noch die drei Billboards. Schön aufgereiht an der Dirt Road, die damals die 66 war. Sie ist befahrbar, an einer Stelle etwas tricky aber bei Trockenheit sollte es gehen. Man kann so von einem Billboard zum anderen fahren, besser gesagt, zu ihren Überresten. Meteor City Blankets – This Exit ist am weitesten entfernt und am besten erhalten. Wieder so ein Ort, an dem man eine leichte Gänsehaut spürt. Es wird nicht der letzte sein.

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Doch, halt, es tut sich was in Meteor City. Der Posten hat seit 2016 neue Eigentümer, die eifrig dabei sind, hier aufzuräumen. Man beabsichtigt, den Trading Post wieder in Betrieb zu nehmen. Wann es soweit sein wird, steht noch in den Sternen. Man darf gespannt sein.

Unser nächster Stopp ist vielleicht wieder nicht ganz legal, aber so genau weiß man das nicht. Wir wollen dem Meteor Crater Observatory einen Besuch abstatten. Für diese Art Side Trips ist Nick zuständig. Wir hätten es sonst nie dorthin geschafft. Wir hätten uns auch nicht getraut. Egal, wir bauen das Observatory trotzdem hier ein, weil es eine Geschichte hat und natürlich auch zur Route 66 gehört. Dazu müssen wir zurück auf die I-40 West. Unser Ziel ist das Meteor Crater Rest Area East. Nur leider liegt es auf der falschen Seite der I-40. Wir müssen also drehen. Vorbei am Rest Area West geht‘s bis zum Exit 233, dort fahren wir ab und wieder auf, diesmal Richtung Osten. Nach eineinhalb Meilen haben wir unser Ziel erreicht. Die Old Route 66 kommt hier direkt am Parkplatz wieder zum Vorschein. Leider versperrt ein großes Tor die Zufahrt. Wie so oft. Aber kein No Trespassing. Jetzt hilft nur Laufen. Man kann das Tor leicht umgehen, ein bisschen über Felsen krauchen reicht. Die Pre-1949 66 ist hier als Dirt Road erhalten, eine gute Meile haben wir vor uns. Unter einem wunderschönen blauen Morgenhimmel, bei sehr erträglichen Temperaturen, macht die relativ kurze Wanderung über die alte Straßentrasse Spaß.

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Die Ruine des alten Observatory kommt schnell in Sicht, man kann sie sogar im Vorbeifahren von der Interstate aus erkennen. Von dort haben wir sie schon bei früheren Reisen gesehen, aber nie gewusst, worum es sich eigentlich handelt. Das wird sich jetzt ändern. Das Bauwerk stammt aus den späten 1930er Jahren und wird von den Brüdern Harry und Hope Locke errichtet, die damals bereits seit zehn Jahren eine Tankstelle und ein Café an der 66 betreiben. Das große Loch in der Erde könnte natürlich für die Reisenden eine ziemliche Sensation sein, denn der Krater, der durch einen gewaltigen Meteoriteneinschlag entstand, ist nur wenige Meilen entfernt. Die Locke-Brüder versprechen sich ein gutes Geschäft, denn man kann vom Turm des Observatoriums den Krater sehen. Allerdings erweist sich das Ganze als totaler Flop, kaum jemand findet die Aussicht aus dieser Distanz attraktiv, die Besucherzahlen sind so gering, dass den beiden Lockes nichts bleibt, als ein Haufen Schulden. 1946 findet sich ein Nachfolger, Dr. Harvey Nininger, Astronom seines Zeichens, der in dem Gemäuer ein Museum zum Thema Meteoriten aufmacht. Der Blick auf den Krater kostet 25 Cent. Das Ganze geht drei Jahre lang gut, dann wird die Route 66 mal wieder verlegt. Es kommt keiner mehr vorbei, das Gebäude wird verlassen und verfällt zu der heute noch sichtbaren Ruine. Ein dekoratives Autowrack steht auch noch rum. Und Greg loves Debi forever, wie die Schrift auf der Mauer verkündet. Ob das stimmt, lässt sich nicht ermitteln.

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Wenn wir der Dirt Road mit dem Auto folgen könnten, würden wir unser nächstes Ziel auf direktem Wege erreichen. Da das nicht geht, marschieren wir die Meile zurück. Auf der I-40 müssen wir bis Meteor City zurück fahren, denn erst dort können wir wenden. Es gibt übrigens einen alternativen Zugang zum Observatory, den wir allerdings nicht ausprobiert haben. Dazu am Exit 233 die Interstate verlassen, auf die Meteor Crater Road nach Süden und gleich bei der ersten Gelegenheit am Meteor Crater RV Park links halten. Das ist wieder die 66. Beim nächsten Mal werden wir es ausprobieren.

Exit 230 – Two Guns! Unser nächstes Ziel hat was mit zwei Pistolen zu tun, oder zwei Revolvern oder Colts, je nachdem. Two Guns, so heißt die Location, liegt nur einen Steinwurf entfernt. Hier haben wir es auf eine dunkle Höhle mit gruseliger Geschichte abgesehen, aber natürlich werfen wir auch einen Blick auf das, was von Two Guns übrig geblieben ist.

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Der Ort hat seinen Namen von einem damaligen exzentrischen Bewohner namens Henry E. Miller – Two Gun Miller, wie er genannt wurde. Angeblich bewohnte er eine der Höhlen im Canyon Diablo, irgendwo da unten ein Stück unterhalb der heutigen Ruinen. Two Guns ist einer der most spooky Orte an der Route 66. Je eine Trapper-und Cowboyfigur, gemalt auf zwei Getreidesilos, begrüßen den Besucher. Ob der Cowboy mit den zwei Pistolen den Namensgeber darstellt, ist nicht überliefert.

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In den Zeiten, als die 66 eine pulsierende Straße war, entstehen an diesem Ort Campground, Tankstelle, Motel und Souvenir Shop – die übliche Tourist Trap also, wie an so vielen Stellen entlang des Highways. Dann kommt die Interstate und vorbei war‘s – und das, obwohl die I-40 nur einen Steinwurf entfernt ist. Heute macht die Ruine des Hauptgebäudes mit dem Schriftzug Kamp auf dem Dach einen bedrückenden Eindruck, selbst bei hellem Sonnenschein beschleicht einen ein seltsames Gefühl, wenn man über das Gelände geht. Der mit Graffiti bemalte, ehemalige Swimming Pool mutet ebenfalls ziemlich unheimlich an. Vielleicht nur ein Gefühl, aber so ganz wohl ist einem dort nicht.

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Heute wollen wir den unheimlichsten Ort dieses Geländes erkunden: die Apache Death Cave. Um diese Höhle jenseits der Brücke über den Canyon Diablo rankt sich eine Legende. Nichts für schwache Nerven! Wir queren also in Nick‘s Van die alte Brücke über den Canyon. Das hätten wir uns bei unseren vorherigen Besuchen nicht getraut, zu wenig stabil erscheint das alte Bauwerk, aber Nick hat kein Problem damit. Die Brücke hält.

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Die Snake Guards sind längst angelegt, wir benötigen sie heute den ganzen Tag. Und dann geht‘s runter durchs Gebüsch, über Felsen und Steine zur Höhle. Hier also soll das Massaker an den Apachen stattgefunden haben. 42 an der Zahl werden in dieser Höhle von den Navajos regelrecht ausgeräuchert bzw. gebraten, wenn man das mal so salopp sagen darf. Die Apachen verschanzen sich in der Höhle, die Navajos legen am Eingang Feuer, die Apachen schlachten ihre Ponys, löschen mit dem Blut der Tiere so gut es geht – aber am Ende nützt es nichts. Es gibt keine Überlebenden.

Die ganze Geschichte dieses Ereignisses aus dem Jahr 1871 könnt ihr hier nachlesen: Apache Death Cave

Aber ob es wirklich so war? Die Höhle ist einfach zu klein für 42 Menschen, wobei es so aussieht, als ob ein Teil davon eingestürzt ist und zwar vorne am Eingang. Es soll weitere Höhlen dahinter geben. Auf jeden Fall sitzen wir hier in dieser Gruselkammer, die wir mit Taschenlampen erleuchten und nach Schlangen absuchen – Stehen geht kaum, die Decke ist ziemlich niedrig – und fotografieren die Felsen, die Zeugen des geschilderten Gemetzels gewesen sein sollen. Spooky? Und wie! Das ist ja mal ein Route 66 Abenteuer der anderen Art.

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Two Guns ist leicht zu erreichen und schon von weitem zu erkennen. Am Exit 230 rausfahren, die Interstate überqueren. Rechts steht noch eine alte Shell Tankstelle. Wenn man dort weiter geradeaus fährt, erreicht man schnell das verfallene Hauptgebäude. Das halb verrottete Welcome Schild hat bis heute Wind und Wetter getrotzt. Es ist Private Land, aber bisher hat uns niemand gehindert. Trotzdem bitte vorsichtig sein. Zur Höhle und zu den Ruinen des ehemaligen Trading Posts von Canyon Diablo geht‘s rechts auf eine kleine Dirt Road. Von dort kann man auch über die Brücke fahren, wenn man sich traut …

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Canyon Diablo übrigens hat ebenfalls eine blutrünstige Geschichte aufzuweisen. Heute ist das eine Geisterstadt, deren Ruinen noch unter und zwischen denen von Two Guns verfallen. Hier ist es wild zugegangen dereinst, Orte wie Tombstone oder Abilene waren nichts gegen Canyon Diablo. Die Atlantic and Pacific Railroad erreicht den Ort in den frühen 1880er Jahren. Canyon Diablo ist das, was man damals eine Boomtown nennt. Allerdings nur in Bezug auf die Anzahl der Saloons und zwielichtigen Etablissements, der Revolverhelden, die sich auf den Straßen gegenseitig ins Jenseits befördern. Überfälle auf Postkutschen und Eisenbahn sind an der Tagesordnung. Recht und Gesetz nirgendwo in Sicht. Wie auch? Kaum einer traut sich, bis auf sechs Unbelehrbare, die sich im Amt des Sheriffs versuchen. Der erste überlebt gerade mal sechs Stunden, die anderen schaffen nicht mehr als vier Wochen. An einer von Canyon Diablo‘s Straßen, der Hell Street – verfehlte Namensgebung kann man den Herrschaften wahrhaftig nicht vorwerfen – reihen sich nicht weniger als 14 Saloons, zehn Spielha(ö)llen, zwei Tanzsäle und vier Häuser mit weniger gutem Ruf, wie es in den Annalen so schön heißt, aneinander. Einige hören auf so nette Namen wie The last Drink oder Road to Ruin. Ein Friedhof ist nötig, ein Boothill entsteht südlich der Bahnschienen. Davon sind heute nur noch wenige Reste zu entdecken. Angeblich ist die ganze Gegend mit Gräbern gepflastert, Indianer, Halunken aller Art, brave Händler und weniger brave Mädels. Canyon Diablo existiert nur ein paar Jahre. Kein Wunder eigentlich. Two Guns folgt im frühen 20. Jahrhundert. 1938 wird die oben erwähnte Brücke über den Canyon gebaut. Außerdem entsteht ein regelrechter Zoo mit allem Getier, das Arizona aufzuweisen hat. Hauptattraktion sind die Berglöwen. Noch heute kann man den Schriftzug Mountain Lions über dem verfallenen Eingangstor zu den Gehegen erkennen. Dieses Gebiet kann man problemlos erkunden. Aber Achtung: Klapperschlangen – Snake Guards sind auch hier angebracht.

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Genug Abenteuer für heute? Okay, im nächsten Kapitel geht‘s dann weiter. Aber längst nicht so spooky.

 

 

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