In den Anfangsjahren der Route 66 führt die Straße auf ihrem Weg nach Westen über Santa Fe. Die Hauptstadt New Mexicos wird bei der Streckenplanung nicht ausgelassen. Die 66 folgt also dem Old Pecos Trail von Santa Rosa aus über Dilia, Romeroville, Pecos und Glorieta nach Santa Fe. Von dort geht‘s in südwestlicher Richtung über den La Bajada Hill nach Bernalillo und schließlich nach Albuquerque. In Kauf nehmen muss man allerdings die zwar wunderschöne, aber auch teilweise gebirgige Landschaft von Zentral-New Mexico. Santa Fe liegt auf fast 2200 Meter Höhe. Die umliegende Gebirgsgegend wartet gerne auch zu Zeiten, in denen man eher frühlingshafte Verhältnisse erwartet, mit Schnee und Kälte auf. Elf Jahre lang müssen die frühen Route 66 Reisenden diesen Umweg bewältigen, ödes, fast schon wüstenähnliches Land muss durchquert, enge Gebirgspässe überwunden werden. Einer davon, La Bajada, hat es richtig in sich. Reihenweise stranden die schwachbrüstigen Töffs der 1920er Jahren an den steilen Serpentinen. Von Teer oder Pflaster natürlich keine Spur, man fragt sich manchmal, wie die Altvorderen es eigentlich geschafft haben, solche Verhältnisse zu meistern. AWD oder 4×4 sind ja noch Jahrzehnte entfernt. Goldene Zeiten für Abschleppunternehmen und Reparaturwerkstätten. Bis 1937 dauert es, dann ist der schon beschriebenen Shortcut über Moriarty nach Albuquerque fertig. Bis dahin jedoch gilt es, die Unwegbarkeiten dieser Strecke durch‘s Indianerland New Mexicos zu besiegen.
Um dieses „Umlenken“ der 66 rankt sich übrigens eine Geschichte, denn das Ganze geschieht nicht ohne Grund. Der damalige Gouverneur New Mexicos, Mr. Arthur Thomas Hannett, verpasst im Jahr 1937 seine Wiederwahl. Zu verdanken hat er das dem ihm nicht wohlgesinnten, sogenannten Santa Fe Ring, einer Organisation von Anwälten, Grundbesitzern und Spekulanten, die in der Wahl ihrer Methoden eher auf der falschen Seite des Gesetzes stehen und jahrzehntelang die eigentliche Macht im Staate innehaben. Hannett schwört bittere Rache am Santa Fe Ring und schafft es tatsächlich in kurzer Zeit, die Route 66 zu „verlegen“, so dass Santa Fe vermieden wird. Tag und Nacht, auch an den Weihnachtsfeiertagen lässt Hannett am Shortcut arbeiten, die widrigen Bedingungen dürfen keine Rolle spielen. Er nimmt auch keine Rücksicht auf privates Land, er lässt bauen und bauen. Ein Wettlauf gegen die Zeit, denn er muss fertig werden, bevor sein Nachfolger in sein Amt eingeführt wird. Das gewaltige Vorhaben gelingt tatsächlich, der neue Gouverneur schafft es nicht mehr rechtzeitig, die Arbeiter zu stoppen. Die Straße ist fertig und die ersten Vehikel brausen zur Freude ihrer Besitzer über die neue Strecke. Womit die mit der Straße verbundenen Geschäfte in Santa Fe, die sich fast alle in den Händen des Rings befinden, empfindlich beeinträchtigt werden oder sogar völlig in Konkurs gehen. Hannett‘s Rache kann man also als durchaus gelungen bezeichnen. Der erfreuliche Nebeneffekt für den Route 66-Verkehr: Gut 90 Meilen weniger durch unwirtliches Land.
Wer heute auf dem Santa Fe Loop unterwegs ist, muss sich bewusst sein, dass der größte Teil der alten Strecke gar nicht mehr vorhanden, bzw. fast vollkommen von der Natur zurück erobert worden ist. Einige Abschnitte kann man, so man sie kennt und findet, zu Fuß erkunden, auf anderen ist es möglich, ein paar hundert Meter zu fahren, wenn sie nicht durch Tore oder No Trespassing Schilder der Indianerstämme oder Grundeigentümer gesperrt sind. Wir hatten die Gelegenheit mit Nick Gerlich einige dieser original Route 66 Alignments, auf denen sich heute so manche Klapperschlange windet, zu besuchen. Verborgen zwischen und unter Büschen, hohem Präriegras, vorbei an Pferdecorrals, über zerstörte Brücken entzieht sich die 66 den neugierigen Blicken der wenigen, die sich hierher verirren.
Näheres dazu findet man in diesem Blogbeitrag:
Ausgangspunkt für den Santa Fe Loop ist der schon erwähnte Exit 256 an der Interstate 40. Hier zweigt der Highway 84 nach Norden ab, dem wir jetzt folgen. Die eigentliche 66 verläuft östlich der 84, irgendwo im Nirgendwo. Dies ist die sogenannte Dilia Gap, die wir an oben erwähnter Stelle kurz beschreiben.
Nördlich von Dilia hat die 84 wieder die 66 übernommen, dies ist der originale Streckenverlauf, der uns bis zur I-25, Exit 339 (Romeroville) bringt. Hier kreuzen wir die I-25 und biegen nach links auf die Frontage Road ab. Wer möchte kann VOR der Überquerung der I-25 nach links auf die Sheridan Road abbiegen, die zum KOA Campground führt. Von dort sind es ein paar hundert Meter und man stößt auf die Betonreste einer alten 66-Brücke. Das Ding liegt auf privatem Land, also am besten beim KOA nachfragen, ob man hinfahren darf. Sicher ist sicher. Wer Spaß am Spuren suchen hat und Entdeckergeist mit sich herum trägt, sollte sich das anschauen.
Übrigens kann man von hier aus einen Abstecher nach Las Vegas, New Mexico machen. Wer hier auf der 66 unterwegs ist, kann das sehenswerte Städtchen mit geringem Zeitaufwand locker mitnehmen. Gerade mal sechs Meilen nach Norden und man ist vor Ort.
Zurück zu unserer Route. Knapp 20 Meilen sind es bis Tecolote. Auch hier ist der Hund ziemlich begraben, kein Mensch weit und breit. Na ja, Hunde gibt‘s schon. Der ein oder andere beäugt uns kritisch. Das kleine, weiß-gekalkte Adobe Kirchlein bewacht den zentralen Platz des Dorfes.
Hinter einem Maschendrahtzaun erinnert ein halb eingegrabener Markierungsstein an den hier ehemals entlang führenden Santa Fe Trail. Leicht zu übersehen. Die Feuerwache, ein paar Hausruinen. No Trespassing steht am Weg zum Fluss. Man kommt sich irgendwie fehl am Platze vor. Totale Stille rundherum. Werden wir vielleicht beobachtet? Kann sein, aber wir gehen einfach mal ein paar Schritte, um die Stützpfeiler der ehemaligen Route 66/Highway 85 Brücke über den Tecolote Creek in Augenschein zu nehmen. Tecolote ist eine Sackgasse, hier geht‘s nicht mehr weiter.
Also zurück zum Exit 335 und zur Frontage Road, wo wir vorhin ins Dorf abgebogen sind. Wir bleiben auf der Frontage, die parallel zur Interstate verläuft. Bernal und Serafina sind die nächsten Orte, in deren Nähe sich ebenfalls ein paar Meter 66 im Unterholz verlaufen. Die lassen wir aus. In San Jose, der nächsten Ansiedlung, verlassen wir die Frontage Road an der Kreuzung mit der B41D (Entrada da San Jose) nach Süden (links), unterqueren die I-25, passieren die Kirche des Ortes (erbaut 1926 im Geburtsjahr der Route 66), einen weiteren historischen Marker, der an den Santa Fe Trail erinnert, und gelangen nach ein paar Metern an eine alte Eisenbrücke über den Rio Pecos. Die Brücke aus dem Jahr 1921 ist ein sehr schönes Fotomotiv und sehr sehenswert. Zumindest wenn man sich für die Feinheiten der 66 Historie interessiert und man Spaß an dieser Schnitzeljagd hat.
Wie auch Tecolote und die noch folgenden kleinen Orte entlang der Pre-1937 66 schläft San Jose vor sich hin. Es ist einfach nichts los hier, aber vielleicht macht es das gerade aus. Die wenigsten Straßen sind geteert, die Adobe-Häuschen in ziemlich marodem Zustand. Wir können leider mit niemandem sprechen, obwohl wir gerne gewusst hätten wie es ist, hier zu leben. Weiter bzw. zurück geht‘s zur Frontage Road, die wir nach der Interstate-Unterführung erreichen.
Beim nächsten Exit (319) kreuzt die Straße wieder die I-25 und aus North wird South Frontage Road, die uns über Sands, Ilfield und Rowe nach Pecos führt. Dazu müssen wir bei Rowe auf die 63 North wechseln. In Pecos, am Highway 50 biegen wir nach links ab und erreichen nach sechs Meilen Glorieta. Die Straßenführung entspricht dem alten Santa Fe Trail bzw. der Santa Fe Railroad. Das ganze Gebiet hat während des Bürgerkrieges recht viel Action erlebt, ansonsten gibt es kaum Berichtenswertes. Immerhin zeigen sich während unseres Besuches dort einige recht spektakuläre Wolken am Himmel. Hier einige Fotos des ehemaligen Glorieta Mercantile – aber auch dort gibt es nichts mehr zu kaufen. Ansonsten … wie oben.
In Glorieta müssen wir am Exit 299 wieder auf die I-25 West, die wir, nachdem wir den Glorieta Pass hinter uns gelassen haben, fünf Meilen später, am Exit 294 wieder verlassen. Wir sind in Canoncito. Hier folgen wir dem Old Las Vegas Highway immer parallel zur Interstate bis zu deren Exit 284. Dort rechts halten und auf dem Old Pecos Trail nach Santa Fe hinein fahren.