Die größte Stadt New Mexicos liegt vor uns. Unsere Route auf der 66 wird uns quer durch die ganze Stadt führen. Und sie ist ganz leicht zu finden. Wir brauchen nur der Central Avenue, wie die Mother Road in ABQ heißt, zu folgen.
Albuquerque hat eine wunderschöne Old Town, die unbedingt einen Besuch wert ist. Hier wollen wir uns aber auf den Verlauf der Route 66 beschränken und nicht auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt eingehen.
Als die Route 66 in den späten 1920er Jahren die Stadt erobert, sprießen an ihren Rändern die Motelbetriebe nur so aus dem Boden. Innerhalb kürzester Zeit verdreifachte sich die Zahl der Motor Courts, Tankstellen, Restaurants, Campgrounds. Alle Welt will in ABQ übernachten, so scheint es. Der Bedarf kann aber gedeckt werden. Bis 1955 haben sich allein entlang der Central Avenue über 100 Motels angesiedelt, die während der Reisesaison im Sommer häufig ausgebucht sind. Die Gebäude sind meist im Adobe-oder Pueblo Stil gehalten, typisch für diese Gegend. Auch hier bringt die I-40, die seit 1959 die Innenstadt umgeht, den Route 66 Betrieben kein Glück. Zwar können sich viele Motels und Geschäfte aufgrund ihrer Stadtlage halten, aber genau so viele müssen ihre Pforten schließen. Trotzdem bietet die Stadt heute noch eine Menge Möglichkeiten, sich so manch Route 66 Urgestein in Form von Neons, Motels, etc. anzuschauen. Albuquerque hat insgesamt die größte „Route 66-Dichte“.
Man weiß gar nicht so genau, wo man anfangen soll. Am besten, man fährt einfach mit offenen Augen die Central Avenue entlang. Rechts und links der Straße reihen sich Route 66 „Remains“ – meist in Form von Motels und deren Neons – sowie moderne, typische amerikanische Vorstadt-Geschäfte und Fast Foods aneinander. Dazwischen auch immer wieder Boutiquen und Galerien, Restaurants und Straßencafès, die mit ihren Terrassen die Besucher anlocken. Im Nob Hill Viertel gibt es eine ganze Menge davon. Dieser Stadtteil, der hier als Historic Nob Hill bezeichnet wird, liegt an einem gut eine Meile langen Abschnitt der 66 östlich des Stadtzentrums. Hier lohnt es sich bestimmt, einfach mal den Wagen stehen zu lassen und zu Fuß die Straße auf und ab zu schlendern.
Als nächstes führt uns die 66 durchs Universitätsviertel, in dem auch der 66 Diner liegt (1405 Central Avenue). Hier halten wir auf jeden Fall an. Hungrig oder nicht, man sollte rein gehen, ein paar Fotos machen auf jeden Fall. Ein typischer Route 66 „old fashioned“ Diner ist das. Mit sehr viel Betrieb, der Parkplatz ist gerne gerammelt voll. Aber irgendwo findet man sicher ein Plätzchen. 66 Diner
Den 66 Diner gibt es seit 1987. Damals wird Sam‘s alte Phillips 66 Tankstelle umgebaut. Der Diner wird ein großer Erfolg sowohl bei den Einheimischen, als auch den Touristen. Allerdings geht das Ganze im Mai 1995 in Flammen auf, es bleibt kaum was übrig, so dass das Gebäude völlig neu errichtet werden muss. Es dauert sieben Monate, bis der 66 Diner in seiner heutigen Form den Betrieb wieder aufnehmen kann. Die Speisekarte enthält das gesamte Programm der amerikanischen Küche, es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die Mädels und Jungs in ihren blauen Kellner Outfits arbeiten flott und freundlich und sehen aus, als ob sie einem 1955er Elvis Presley Movie entsprungen wären. Hier dreht man die Zeit mal schnell um fünfzig Jahre zurück. Natürlich sind die Großen jener Ära an den Wänden oder in Form von Pappkameraden allgegenwärtig.
Nehmt Euch also die Zeit in die Route 66-50er Jahre Atmosphäre einzutauchen. Im 66 Diner ist das ganz leicht.
Bei der Weiterfahrt begegnen uns an einigen Straßenecken moderne Murals in bunt oder schwarz-weiß. Insgesamt bietet die Central Avenue ein recht farbenprächtiges Bild. Weiter in Richtung Downtown erreichen wir die Kreuzung mit der 4th Street, die insofern etwas Besonderes ist, da sich hier die 66 mit sich selbst kreuzt. Die 4th war ein älteres Alignment über die die 66 einstmals durch Albuquerque führte. An der Ecke dort steht eine Uhr auf grünen Stahlrohren. Leicht zu erkennen.
An der nächsten Kreuzung (5th Street) erwartet uns das Kimo Theatre, ein Bau aus dem Jahr 1925. Ein italienischer Einwanderer namens Oreste Bechechi erfüllt sich seinen Traum eines eigenen Theaters. Zwei Jahre nach Baubeginn, am 19. September 1927 wird das Theater eröffnet. Das schöne Gebäude fällt durch seinen Pueblo/Deco Baustil auf und ist bis heute ein Schmuckstück der Stadt. Natürlich spukt es dort auch. Geistergeschichten lieben sie ja. Wenn Euch also im Kimo ein kleiner Junge in gestreiftem Hemd und Jeans begegnet, dann ist das Bobby Darnell, der im Jahr 1951 hier ums Leben kam, als ihm ein Wasserboiler um die Ohren flog. Oder eine Dame mit altmodischem Bonnet auf dem Kopf. Man weiß nicht, wer sie ist, aber sie liebt es durch die Hallen und Treppenhäuser des Kimo zu wandeln …
Die 66 aka Central Avenue führt uns weiter quer durch die Stadt und wir passieren als nächstes die Old Town. Es gibt Parkplätze direkt an der Central, von denen man bequem die „alte Stadt“ in ein paar Minuten erreichen kann. Konzentrieren wir uns aber auf den weiteren Verlauf der Route 66. Die Straße macht einen weit geschwungenen Linksbogen und überquert danach den Rio Grande.
Bis hierher haben wir jede Menge Route 66-typische Landmarks passiert, und zwar hauptsächlich außerhalb, sprich östlich und westlich der Innenstadt. Viele sind „Out of Service“, bei manchen weiß man es nicht so ganz genau (Desert Sands oder La Puerta), denn die Schilder sind gut in Schuss und oft steht Vacancy dran. Aber eben kaum Autos vor der Tür. Definitiv in Betrieb ist das El Don im westlichen Teil, dessen Neonschild recht bekannt ist. Die 66 verlässt jetzt die Stadt, in den Vororten finden sich noch einige der alten Motels, wie z.B. das Westward Ho, das Grandview oder das Adobe Manor. Allesamt kleine Betriebe, die zu den guten Zeiten der 66 ihr Auskommen hatten.
Update 15.04.2020:
Restauriert und zu einem fast schon Luxus Resort geworden ist die De Anza Motor Lodge. Oben noch Bilder im alten Zustand. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert. Wir haben sie noch nicht „ausprobiert“, aber man hört nur Gutes. Ein bisschen teurer ist es allerdigs auch …
Wer all diese 66 Icons in ABQ in Augenschein nehmen möchte, dem empfehlen wir die Central Avenue in beiden Richtungen zu befahren. Auf diese Weise kommt man drei Mal an allem vorbei – Ost-West, West-Ost und wieder zurück Ost-West – und hat danach sicher einen recht guten Eindruck von dem, was die Route 66 in Albuquerque einmal war und was heute noch davon erhalten ist.
Im nächsten Kapitel werden wir uns mit dem Santa Fe Loop befassen, der in Albuquerque ja wieder auf den von uns in den beiden letzten Kapiteln geschilderten Verlauf der 66 trifft. Dazu müssen wir aber wieder zurück bis zum Interstate Exit 256, damit wir von dort den älteren Pre-1937 Verlauf unter die Räder nehmen können. Die meisten 66 Reisenden werden sich für eine der beiden Versionen entscheiden, wobei sich beide Strecken wirklich lohnen.
Essen und Trinken:
Übernachten: