Nicht weit vom Ausgangspunkt der Route 66 liegt das Städtchen Pontiac in Illinois. Der Name geht zurück auf den Häuptling der Ottawa Indianer, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Gebiet der großen Seen gelebt hat. Auch die bekannte amerikanische Automarke wurde später nach ihm benannt. Gegründet wurde die Stadt in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts von drei weißen Siedlern: Henry Weed, Lucius W. Young, and Seth M. Young. Wie viele andere Kleinstädte profitierte Pontiac sowohl vom Bau der Eisenbahn (Bloomington, Pontiac & Joliet Railway), als auch vom Bau der Route 66 in den zwanziger Jahren. Noch heute sind im historischen Ortskern viele Spuren und Gebäude der damaligen Zeit zu sehen, die mit großer Aufmerksamkeit gepflegt werden. Man ist sich bewusst, dass die „roadies“, die auf ihrer Route 66 Reise hier durchkommen, für die Stadt wichtig sind.
Auch wir haben natürlich einen Stopp in Pontiac geplant, da es hier eine Menge an 66- Relikten zu sehen gibt. Als wir unseren Wagen gegenüber dem Route 66 Museum parken, ahnen wir noch nicht, wie unser Aufenthalt in Pontiac verlaufen wird.

Das Museum ist unser erstes Ziel, es soll eines der schönsten entlang der Route 66 sein.
Wir öffnen die Tür und werden sogleich von einem sympathischen aussehenden Herrn mit Handschlag freundlich begrüßt. „Hi, I‘m Bob and I am the mayor of Pontiac“. Wow! Wo wird man schon in einer Stadt gleich vom Bürgermeister begrüßt und das in dieser netten Form! Natürlich werden wir gefragt, wer wir sind, woher wir kommen, wohin wir gehen, was uns hierher führt… Klar, wir lieben die 66 und das öffnet Türen, auch bei Bob. Eigentlich haben wir keine Übernachtung hier geplant, aber es kommt nach ein paar Minuten Unterhaltung die Einladung zum abendlichen Route 66 Musical „Cruising for Kicks on Route 66“ live on stage at Chautauqua Park. Natürlich nehmen wir an und im Hintergrund telefoniert Ellie Alexander, ihres Zeichens die städtische Tourismus Managerin, bereits mit dem örtlichen Quality Inn. Schon ist die Übernachtung gesichert, wir bekommen noch eines der letzten Zimmer. Und Bürgermeister Bob Russell‘s Privatführung durch‘s Museum. Danach erkunden wir die Stadt auf eigene Faust („see you tonite, Bob“).
Was auffällt sind die vielen „Murals“, jedes für sich, ein Kunstwerk. Sie stammen aus den Jahren 2009 und später und kommen der touristisch darniederliegenden Stadt sehr zu Gute. Eine Gruppe von etwa 150 „Mauerkünstlern“, die sich „Walldogs“ nennt, sorgt für die Verschönerung Pontiacs. Die steigende Zahl der Route 66 Touristen tut ihr Übriges und so kann Pontiac für das Jahr 2014 stolz auf 25.000 Besucher zurück blicken. Tendenz steigend.
Ein sehr schönes Courthouse beherrscht das Stadtzentrum. Das 66 Museum haben wir erwähnt, aber auch das Pontiac-Oakland Automobile Museum ist einen Besuch wert. Freunde amerikanischer Straßenkreuzer kommen hier auf ihre Kosten und wenn man Glück hat, zeigt einem Tim Dye, der die Idee für das Museum zusammen mit Bob Russel vor fünf Jahren (2010) umgesetzt hat, im Rahmen einer persönlichen Führung „downstairs“ die wohl größte Sammlung von Motoröldosen weltweit. Auf die Museen kommen wir später noch einmal detaillierter zurück.
Na und dann steht da ja noch Bob Waldmire‘s Bus vor dem bekanntesten Mural am 66 Museum. Die Geschichte Bob Waldmire‘s, einer „Ikone“ der 66, der mit diesem Vehikel jahrelang zwischen Los Angeles und Chicago auf der alten Straße unterwegs war, verdient ein extra Kapitel. Man kann sich den Bus von innen ansehen und es wird jemand da sein, der Euch Waldmire‘s Lebensgeschichte direkt „vor Ort“ erzählt.

Solltet ihr Euch den Chautauqua Park anschauen, werft einen Blick auf die drei Hängebrücken über den Vermillion River. Auch die haben ihre Geschichte und sind sehenswert. Wir nehmen sie vor dem Besuch des abendlichen Musicals in Augenschein und schaukeln natürlich ein paar mal „swingend“ drüber weg.

Dass uns Bob dann von der Musical Bühne vor der versammelten Bürgerschaft von Pontiac namentlich begrüßt – wir haben zwecks Fotografierens gleich die erste Reihe belegt – treibt uns ja schon die Röte ins Gesicht, aber dass wir dann auch noch auf die Bühne müssen und ins Geschehen „eingebaut“ werden… das ist schon besonders, für uns jedenfalls. Bob‘s Frau spielt selbst mit und sie ist es auch, die uns auf die Bühne holt. Was für ein 66-Einstand an unserem ersten Reisetag.


Wir haben uns sehr wohl gefühlt in Pontiac, treffen Bob am nächsten Tag noch in seinem Office in der Stadtverwaltung, erhalten weitere Tipps und versprechen bald wieder zu kommen. Dass wir knapp vier Wochen später wieder in Pontiac sein würden, wissen wir da noch nicht.
Übrigens: gut essen kann man im Bernardi‘s, North Mill Street, direkt gegenüber vom Courthouse.

Und wer Bob mal im Interview sehen will … hier:

We will be back, for sure!
Update 08.05.2020
Weiter oben haben wir Bob Russell kennen gelernt. Inzwischen ist einige Zeit vergangen und Bob hat sich inzwischen aus dem Berufsleben und damit von seinem Bürgermeisteramt zurück gezogen. Trotzdem ist er weiterhin für „seine“ Route 66 da und man wird ihm sicher so manches Mal in Pontiac begegnen. Bevor er sich allerdings aus der Lokalpolitik verabschiedet hat, war Bob so freundlich und hat ein Vorwort zu Ellen’s Buch über die Route 66 geschrieben. Und natürlich haben wir uns mit ihm und seiner Frau Susan bei unserem letzten Besuch in Pontiac verabredet. Schließlich musste Ellen ja Bob’s persönliches Buchexemplar signieren. Hier sehen wir die beiden bei unserem Treffen bei DeLongs` Casual Dining – übrigens eine gute Adresse für’s leibliche Wohl.
Ein Gedanke zu “Pontiac, Illinois – ein „must see“ an der Route 66”