Bluewater, Prewitt, Thoreau, Continental Divide – Red Rock Country Ahead

Wir verlassen Grants auf dem Highway 122 aka Route 66 in nordwestlicher Richtung, passieren den kleinen Ort Milan und erreichen nach gut sechs Meilen den Bluewater Trading Post auf der linken Seite. An diesem Abschnitt der 66, zwischen Milan und Prewitt reihen sich einige Überreste aus den guten Zeiten aneinander.

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Dazu zählt auch das Bluewater Motel, dessen verblichenes Neon sich noch heute trotzig gegen den heißen Wüstenwind stemmt.

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Dahinter das Motelgebäude, verlassen, der Platz davor voll mit altem Autoschrott. Doch es gibt Leben hier und zwar in Form von Jocelyn Poteet, die im Bürogebäude des Motels einen kleinen Trading Post eingerichtet hat. Hier verkauft sie selbst entworfenes und gefertigtes Kunsthandwerk an den ein oder anderen Route 66 Touristen. Bluewater Mint Collectibles hat sie ihr Geschäft genannt. Wenn Ihr vorbei kommt, haltet an, und wechselt ein paar Worte mit Jocelyn. Auch sie wird Euch ihre Route 66 Geschichte gern erzählen. Und wenn Ihr eine Kleinigkeit mit auf die Reise nehmen wollt, werdet Ihr sicher das Passende finden.

Zwei Meilen weiter auf der linken Seite erwartet uns der ehemalige Bowlins Trading Post. Kaum noch zu erkennen ist die Schrift auf den verwitterten Mauern dieses einstmals so populären Route 66 „must stop“. Aber einige der Murals sind noch recht gut erhalten. In den 1940er Jahren errichtet Claude Bowlin ein kleines Trading Post Imperium in New Mexico und Arizona, das er zusammen mit der aus Texas stammenden Familie Atkinson betreibt. Dazu gehört auch der nur ein paar hundert Meter die Straße hinauf folgende Rattlesnake Trading Post. Auch hier ist die Schrift kaum noch zu erkennen. Das Gebäude verfällt, niemand kümmert sich und niemand will es haben. „Rattlers“ gab es hier wirklich und die Atkinsons machen damit ein gutes Geschäft, damals, als derartige Attraktionen für willkommene Abwechslung auf der langen Reise sorgen.

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Ein Stück weiter trifft Schrott die 66 – Swap Meet 66 – Berge von Schrott und Trödel direkt an der hier übrigens seit Grants vierspurigen Straße. Dann ein weiteres, lang ausgemustertes Motelgebäude am Straßenrand. Allen‘s Garage folgt irgendwann. Hier stehen ein paar echte Schmuckstücke auf dem Hof und auch davor. Wir halten an, würden gerne die alten Möhrchen fotografieren. Also drücken wir mal auf den Klingelknopf. Leider tut sich nichts. Niemand erhört uns und wir müssen wieder abziehen.

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Rechter Hand begleitet uns schon die ganze Zeit die Eisenbahnlinie, wie so oft an der Route 66. In regelmäßigen Abständen passieren uns die Güterzüge der Burligton North Santa Fe Railroad mit lautstarkem Geratter. Und nicht weit entfernt, auf der anderen Seite der Mother Road, donnert der Interstate-Verkehr vorbei. Dazwischen, ein Pol der Ruhe, die alte Straße. Eingeklemmt. Aber mit dem Charme der alten Zeit, der auch hier Geschichten erzählt.

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In Prewitt, dem nächsten Ort, haben wir was Besonderes vor. Nick wird uns einen „Navigation Arrow“ zeigen. Der hat eigentlich nichts mit der 66 zu tun, es sei denn man rechnet die todesmutigen Postflieger der 1920er Jahre auch zu den Route 66 Reisenden.

Es gibt in den USA eine ganze Anzahl dieser Betonpfeile. Wer sich mit Luftfahrt und ihrer Geschichte auskennt, der wird vielleicht wissen, was ein Navigation Arrow ist. Wir wussten es nicht, aber es ist interessant, denn die Dinger waren nichts anderes als Wegweiser für die Piloten der Postflugzeuge in den Anfangszeiten der Fliegerei.

Überall in den Staaten, meist in abgelegenen, fast unzugänglichen Gebieten finden sich die Pfeile. Sie dienen als Navigationshilfen. Damals, in der Frühzeit der Fliegerei, fliegt man nur bei Tageslicht und nach Sicht. Es gibt kein Radar, kein Radio. Der Postal Service erfindet im Jahr 1924 ein einfaches, wenn auch nicht gerade elegantes System. Es werden sogenannte Beacons errichtet, ca. 15-20 Meter hohe Türme mit einem Leuchtfeuer an der Spitze. Etwa 1500 davon werden an den Flugrouten verteilt, etwa im Abstand von 4-5 Meilen. Die Türme stehen auf Betonplatten in Form eines Pfeils, der hellgelb angestrichen wird, damit er aus der Luft gut zu erkennen ist. Bei klarem Wetter sind die Lichter der Türme gut zehn Meilen weit sichtbar. Etwa alle 25 Meilen gibt es sogenannte „Emergency Fields“, also kleine Landebahnen für Notfälle, die ebenfalls durch Beacons erkennbar gemacht werden. Das Ganze ist so erfolgreich, dass schon nach einem Jahr 89 dieser Notfall-Landebahnen und mehr als 500 Leuchtfeuer mit den Navigation Arrows im ganzen Land in Betrieb sind.

Der Prewitt Arrow liegt auf einem kleinen Hügel über dem sich drei große Holzkreuze erheben, deren Bedeutung uns aber nicht bekannt ist. Der Pfeil aus Beton ist teilweise von einem großen Busch überwuchert, aber die Spitze ist noch sehr gut zu erkennen. Der Weg dahin ist ziemlich beschwerlich, hohes Gras, Gebüsch, Dornen und Ranken, unter einer alten Brücke hindurch, einen steilen Hang hinauf. Und das Ganze wieder mal am Rande der Legalität, denn auch hier befinden wir uns entweder auf privatem Land, oder auf dem Gebiet der Bahnlinie. Fragen können wir niemanden. Also los. Auch hier der Rat, es bitte nicht nachzumachen, denn ohne Ortskenntnis findet man das Ding eh nicht. Und erklär mal dem Chief oder sonst wem, dass man nach einem Betonpfeil im Boden sucht …

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Zurück also zur Historic 66 und nach Prewitt, wo am Ortsende die Tomahawk Bar so manchen Cowboy oder Bahnarbeiter mit Alkoholischem versorgt hat. Auch heute noch.

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Es beginnt das Land der „roten Steine“, der Südwesten der USA. Roter Sandstein überall, Felsen, schmale Canyons, tiefe Schluchten. Einige davon reihen sich längs der Route 66 auf. Ab hier kann man auf Abstechern kleinerer oder größerer Natur, diese wunderschöne Gegend erforschen. Ein paar davon werden wir hier im Blog zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen.

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Zurück zur Route 66, die uns jetzt nach Thoreau führt, unserem nächsten Stopp, wo uns Herman‘s Garage and Service Station erwartet. Längst außer Betrieb, aber auch hier steht einiges an altem Blech herum. Wir halten an, gerade als ein betagter Chevy vorfährt. James steigt aus, sagt „Hello“ und will wissen, was wir hier so machen. Schnell stellt sich heraus, dass er der Sohn des Firmengründers Roy T. Herman ist und noch immer hier wohnt. Auch er erzählt uns eine Menge über die Geschichte des Betriebes. Heute steht das alte Gebäude tatsächlich im National Register of Historic Places! Unglaublich eigentlich, man stelle sich das hierzulande vor. Autos verkauft James immer noch, der Betrieb existiert also weiter. Nebenan, im Red Mountain Market and Deli kostet der Kaffee 25 Cent … also damals, als man hier noch einkaufen konnte.

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Fünf Meilen sind es bis Continental Divide, wo wir den höchstgelegenen Punkt der Route 66 erreichen. Vorher noch ein weiterer völlig verfallener Trading Post am Straßenrand.

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7245 Fuß hoch liegt die Wasserscheide des amerikanischen Kontinents an dieser Stelle. Die Indian Trading Posts haben sich bis heute gehalten, es gibt zwei oder drei davon. Sie sind der Beginn einer ganzen Reihe von indianischen Handelsposten entlang der 66, die sich bis nach Arizona hinein zieht. Ein paar Meter entfernt, reckt sich die Ruine eines weiteren Whiting Brothers Tankstellenschildes in den blau-weißen Himmel.

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Jetzt sind wir kurz vor Gallup, wo wir im nächsten Kapitel einen längeren Stopp einlegen werden.

 

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