Wir sind schon die komplette Strecke gefahren. Von Ost nach West, von West nach Ost. Viele Orte entlang der Route haben wir mehrfach besucht. Dennoch ist da immer noch dieses Kribbeln. Das Kribbeln, das einem sagt, man müsse noch mal hin, man habe noch Dinge verpasst, man müsse an bestimmt Orte wiederkehren.
Und so ist es auch. Über 4000 Kilometer bahnt sich die 66, oder was davon übrig geblieben ist, ihren Weg von Chicago nach LA. Es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne. Manchmal stellt man fest, dass die Lieblingslocation nicht mehr steht, ein Neonschild abgerissen wurde oder auch ganze Orte scheinbar verschwunden sind. Menschen, die die Straße erst zu dem gemacht haben, was sie einst war und heute wieder ist, haben ihre 66 verlassen. Bob Waldmire, Gary und Lena Turner, Laurel Kane, Bill Shea und Annabelle Russell um nur einige zu nennen.
Aber es entstehen auch neue „Mom and Pop Businesses“, neue Diner, Gift Shops und Motels – und neue Legenden. Alte Gebäude, Brücken und Schilder werden von neuen Mitgliedern der 66 Familie liebevoll restauriert und wieder zum Leben erweckt. Der zunehmende Tourismus gibt ihnen recht. Die Nostalgiewelle ist übergeschwappt, zu uns, nach Asien, nach Australien… Retro boomt und die Route 66 erlebt ihr Revival. Es wird viel Herzblut in die Straße gesteckt. Der harte Kern der „Roadies“ kämpft. Kämpft für den Erhalt, wie jüngst im Falle der 90 Jahre alten Gasconade River Bridge in Missouri. Es gibt Petitionen, T-Shirts, Rallys. Auch wir haben die Petition unterschrieben. Save the Bridge! Denn auch wir wir sind inzwischen mit dem 66 Virus infiziert und lieben „unsere Straße“. Man kennt sich, über Facebook oder andere Social Media und durch persönliche Begegnungen. Wenn wir auf unsere Reisen zurückblicken, sind diese Begegnungen das, was uns am besten im Gedächtnis geblieben ist und uns auch wieder zurück führen wird.
Abendessen mit Nick Gerlich in Amarillo: Der Beginn eines gemeinsamen Projekts. „Get Your Kicks“ by Harley Russell in Erick, Oklahoma: etwas Verrückteres, aber ebenso schon fast Liebevolles, hätten wir uns nicht vorstellen können. Die zufällige Begegnung mit Bob, dem Bürgermeister, beim Betreten des 66 Museums in Pontiac am ersten Reisetag: auf der Musical-Bühne stehen und mitmachen. Mittendrin und voll dabei.
Unbezahlbar.