Thomas und Melanie haben in ihrem Blog nach den schönsten Urlaubserinnerungen gefragt und eine Blogparade gestartet.
http://www.reisen-fotografie.de/blogparade-urlaubserinnerungen-mit-fotowettbewerb/
Deshalb hier unser kleiner Beitrag dazu, der sich, wie könnte es anders sein, auch mit der Route 66 beschäftigt.
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, weil einem, je mehr man unterwegs ist, so einiges an „Schönstem“ in den Sinn kommt. Für uns ist das sicher unsere Hochzeit in einer echten amerikanischen Ghost Town, in Bodie in der kalifornischen Sierra Nevada. Aber darüber zu schreiben, würde hier sicher den Rahmen sprengen.
Also picken wir uns mal einen simplen frühen Morgen an der kalifornischen Route 66 heraus. Wir waren im Mai diesen Jahres dort. Und da wir eine besondere „Beziehung“ zur Route 66 haben, ist Newberry Springs natürlich ein MUST für uns.
Kann sich jemand an „Out of Rosenheim“ erinnern?
DAS deutsche Road Movie der 80er Jahre. Marianne Sägebrecht in eine ihrer Paraderollen. Regisseur war Percy Adlon. Der unterhaltsame, etwas skurrile Streifen spielt in Amerika, wie es sich für ein anständiges Road Movie gehört. Wo genau? Na, in Newberry Springs. Kennt kein Mensch, nicht wahr? Liegt ja auch etwas „abseits“, aber immerhin an einer einstmals belebten Straße, der Route 66 nämlich, die heute natürlich nicht mehr die Bedeutung der frühen, glorreichen „Lets go West-Tage“ hat. Die Interstates haben längst „übernommen“. Gut genug aber, um dort ein sehenswertes Road Movie zu drehen. Das Ergebnis war ein klasse Film, den man sich mit großem Vergnügen immer wieder anschauen kann. In der amerikanischen Fassung heißt der Streifen „Bagdad Cafe“. Hat sogar was mit der Hauptstadt des Landes im mittleren Osten zu tun. Man hat Bagdad, California danach benannt, damals im Jahr 1883. Bagdad war ein winziger Flecken auf der Landkarte entlang der Route 66. Leider ist heute nichts mehr davon übrig geblieben. Überhaupt nichts. Das letzte Hinweisschild auf Bagdad wurde schon vor Jahren demontiert oder von „Sammlern“ aus dem Verkehr gezogen. Viele Meilen entfernt von dem Ort, an dem heute das Bagdad Café steht. Heute gehört die Location, um das neudeutsche Wort dafür zu benutzen, zu dem oben erwähnten Newberry Springs und das liegt in der kalifornischen Mojave Wüste. Genau wie das ursprüngliche Bagdad in der Nähe von Amboy.
Und an unseren Besuch dort an jenem Morgen erinnern wir uns sehr gerne, denn irgendwie hatte das was. Warum? Na ja, weil es sicher ungewöhnlich ist, dort VOR Sonnenaufgang aufzutauchen, vollkommen allein zu sein, im Stockdunkel der Nacht, im Klapperschlangen-Gebiet, bei fast völliger Stille, die nur ab und zu vom Motorgeräusch eines vorbeifahrenden Trucks auf der nahen Interstate unterbrochen wird. Aber wir wollen es schließlich so. Denn um diese Zeit hat man das beste Fotolicht.
Unser Tag beginnt in Barstow, einer kleinen Stadt, ebenfalls an der 66 gelegen, aber ein paar Meilen entfernt. Wir haben standesgemäß im Route 66 Motel übernachtet, der Jetlag hilft beim frühen Aufstehen (wir sind tags zuvor erst in Los Angeles angekommen). Raus aus dem Zimmer, Koffer und Fotoequipment in den Jeep und ab geht’s. Frühstücken können wir ja später noch. Dafür haben wir Peggy Sues 1950’s Diner vorgesehen, der liegt ein Stück weiter in Yermo nahe der Interstate. Übrigens ebenfalls ein „Must Stop and See“.
Nach einer guten Viertelstunde Fahrt rollt unser Jeep knirschend auf dem ungeteerten Platz vor dem Café aus. Es ist wolkenlos, klare Sicht also, Sterne am Himmel. Und eben noch dunkel. Ideal für ein paar Nachtaufnahmen. Also raus mit dem Stativ, Kamera montiert, Taschenlampe braucht man auch. So entstehen die ersten Fotos. Langzeitbelichtungen. Manchmal helfe ich mit der kleinen Taschenlampe nach, wenn Ellen etwas mehr Licht braucht. Es ist noch kühl und recht windig, aber kein Problem für unser Stativ. Es wackelt nicht. Also pirschen wir uns mit dem Fotozeugs bewaffnet näher an das Objekt heran.
Nun muss man wissen, dass das Café durchaus noch in Betrieb ist. Ab sieben Uhr kann man dort einkehren. Bei einem früheren Besuch haben wir das auch getan. Ist ziemlich urig dort drin mit all den Plakaten, Bildern und sonstigen Memorabilia an den Filmdreh. Out of Rosenheim everywhere. Aber heute morgen wollen wir ja nur Außenaufnahmen machen. Noch ist drin alles ruhig, kein Mensch rührt sich. Kein Licht. Langsam färbt sich der Horizont orange, drüber noch der nachtblaue, klare Himmel des kalifornischen Morgens.
Ein paar Schritte entfernt stand das ehemalige Henning Motel, das zum Cafe gehörte damals, als die Filmcrew hier bei der Arbeit war. Der gesamte Komplex diente als Filmkulisse. Marianne Sägebrecht, alias „Jasmin Münchgstettner“, bezog im Film ein Zimmer in jenem heruntergekommenen Gebäude. Und in einem silbernen Air Stream Wohnwagen gleich nebenan hauste Jack Palance, der als „Rudi Cox“ der Dame aus Rosenheim im Laufe der Geschichte etwas näher kommt. Der Wohnwagen steht heute noch neben dem Café. Ein bisschen rostiger vielleicht, ohne Fensterscheiben, aber sonst könnte Jack Palance gleich aus der Tür treten. Oder sein Geist, denn er weilt leider nicht mehr unter uns.
Hinter uns ragt noch das große Motel-Schild des „Henning“ in den langsam heller werdenden Himmel. Das Ding ist ein klasse Fotomotiv und muss natürlich für eine Menge Bilder herhalten.
Das Motel selbst ist dieses Jahr leider abgerissen worden, die Ruine käme für ein paar „spooky pictures“ jetzt gerade recht. Geht leider nicht, also schleichen wir noch ein bisserl in der Gegend herum, immer mit Blick auf den Boden … Klapperschlangen, you know.
Langsam kommt jetzt die Sonne hoch, der Horizont glüht, eine tolle Stimmung ist das jetzt. Am Café bellt ein Hund, sein Besitzer steigt gerade verschlafen aus einem weiteren Wohnwagen, der hinter dem Haus geparkt ist. Er sieht uns zwar, aber es scheint ihn nicht zu stören, dass da zwei Fremde um sein Haus herumlaufen und Fotos machen. Wahrscheinlich sind wir nicht die ersten.
Zum Schluss machen wir uns noch den Spaß, eine kleine Szene aus „Out of Rosenheim“ in die heutige Zeit zu übertragen und nachzustellen. Leider haben wir keinen Tiroler Hut dabei, auch der Koffer ist etwas moderner.
Jetzt ist es schon so hell, dass wir unser Stativ einpacken können. Noch ein paar Bilder im warmen Licht des frühen Morgens und dann ist der Job gemacht.
Das hat Spaß gemacht, wenn es auch ein bisschen „spooky“ war. Und jetzt zu „Peggy Sue“ – das Frühstück wartet.
Thomas fragt für die Blogparade, wie diese Erinnerungen konserviert werden, ob es Souvenirs gibt etc.? Klar, es gibt zig-tausend Fotos auf unseren Festplatten, mindestens zweimal abgesichert. Das muss schon sein. Es hängen auch Bilder an den Wänden und wir haben im Wintergarten sogar einen kleinen „Diner“ nach amerikanischem Vorbild eingerichtet, ausgestattet mit eigenen Bildern und einer Menge Mitbringsel aus den USA. Dort gibt es auch Bücher und CDs zum Thema. Reiseberichte schreiben und lesen wir gerne, soweit es die Zeit erlaubt (u.a. in einem Amerika-Forum). Und der Blog natürlich.
Coole Aktion :)