Sapulpa, Bellvue, Depew – Deep in Oklahoma

Nachdem wir also bei Ollie‘s ein wenig mit der Eisenbahn gespielt haben, schwingen wir uns zurück auf den Southwest Blvd, dem wir für gute acht Meilen treu bleiben. Immer an der Eisenbahnlinie entlang. Irgendwann heißt die Straße dann Frankoma Road. Wir sind immer noch richtig und stechen sozusagen exakt von Norden nach Sapulpa hinein. Die Straße heißt jetzt Mission Street, der wir bis zur Kreuzung mit der Dewey Avenue folgen. Dort rechts ab auf die OK66 = Dewey Ave. und nach Sapulpa Downtown.

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Auf dem Weg dorthin erblicken wir rechts zwei restaurierte Eisenbahn Relikte, ein Trolley Car und ein Caboose, was man am ehesten mit Küchenwaggon übersetzen kann.

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In Downtown gleich rechts in einer Seitengasse und von der 66 gut zu sehen, prangt ein Coca Cola Mural in rot-grün – Delicious and Refreshing. Viel zu sehen gibt´s hier sonst nicht. Allerdings ist da noch das Waite Phillips Filling Station Museum, nur einen Block von der 66 entfernt: 26 E Lee Avenue. Die Tankstelle wurde 1923 erbaut, ist sehr schön restauriert worden und beherbergt heute ein Museum für Autos aus den 1920er Jahren, also etwas für Oldtimer-Fans. An der S Water Street links abbiegen. Wir haben das leider verpasst, weil nichts davon gewusst und deshalb gibt‘s auch kein Foto. Next time.

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Der Name der immerhin 20.000 Einwohner zählenden Stadt ist indianischen Ursprungs. Man schreibt das Jahr 1850, als die Creek Indianer aus Alabama angereist kommen und mit ihnen der Namensgeber Jim Sapulpa. Der macht einen Laden auf, die Eisenbahn kommt auch vorbei, das war 1886, und da man keinen Namen für die Location hat, nennt man sie kurzerhand nach ihrem ersten Siedler Sapulpa. Als dann noch ein Fred Harvey Hotel am Bahnhof aufmacht, wird das Nest zur Stadt (1898). Harvey Hotels – DAS ist eine Geschichte für sich, die wir an anderer Stelle erzählen werden. Mit dem Bau der Highways 66 und 75 wird Sapulpa schnell zu Crossroads of America. Die 66 in Ost-West und die 75 in Nord-Süd-Richtung. Dazu kommen die Ölquellen in der Nähe, so dass in der Stadt so mancher Greenback verdient und wieder verpulvert wird.

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Und jetzt begeben wir uns mal auf den Ozark Trail … na ja, zumindest für drei Meilen. Der Ozark Trail hat wiederum seine eigene Geschichte, die lang genug ist, ein Buch darüber zu schreiben, was wir jetzt hier mal keck unterlassen. Nur kurz: Zum Ozark Trail gehören diverse Highways in Missouri, Oklahoma, Texas und New Mexico, die noch vor der Route 66 existierten. 1913 ging das los, die 66 übernahm in den folgenden Jahren große Stücke dieses Highway-Systems.

Hier in Sapulpa lockt uns eigentlich nur eine alte Brücke auf den Trail, der natürlich auch ein Stück Route 66 ist. Also biegen wir hinter der Stadt von der Dewey (66) rechts ab auf den West Ozark Trail. Ganz leicht zu finden, genau gegenüber des Sapulpa City Golf Course befindet sich der Abzweig. Auch die Eisenbahn macht da einen Knick nach rechts, denn die führt auf einer neben unserer Zielbrücke gebauten Eisenbahnbrücke ebenfalls über den Rock Creek. Einen richtigen Namen hat das 1921 errichtete Bauwerk nicht – Rock Creek Bridge würde passen – aber sie war ein Teil der 66 bis 1952. Und heute ist sie ein recht attraktives Fotomotiv.

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An der Brücke treffen wir einen Fotografen. Rip Stell, so heißt er. Mit ihm unterhalten wir uns natürlich auch über das Wetter. Alle reden vom Wetter. Wir haben ziemlich grauen Himmel, die Wetterberichte im Fernsehen sind nicht so besonders für die umliegenden Regionen. Es soll regnen, heftig, starker Wind, sehr starker Wind, der sich manchmal zu langen, wirbelnden Röhren zusammen schraubt … Rip erklärt uns, worauf wir achten müssen. „Watch the sky!“ Haben wir schon erwähnt, dass wir in der Tornado-Saison unterwegs sind? Haben wir. Bis jetzt ist alles ruhig, aber da sind so komische Wolken am Himmel.

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Rip hat übrigens dort für eine Zeitung Bilder von der Eisenbahn gemacht, aber auch von Ellen :-) – hier: Klick

Gleich hinter der Brücke reckt sich das Stahlskelett einer Autokino-Leinwand in den Himmel. Nix mehr mit Hollywood in diesem Theater. Das abgeblätterte Schild ist kaum noch zu entziffern, aber Drive-In geht noch. Wenn man es googelt findet man den Namen heraus: Teepee Drive-In. Das Kino wird 1950 eröffnet und überlebt bis ins Jahr 1999.

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Durch viel Grün und ein paar Häuser am Wegesrand geht‘s zurück zur 66. Durch Kellyville hindurch (nichts von Interesse hier). Hinter Kellyville macht die Straße den sogenannten Tank Farm Loop, den man mitnehmen kann, wenn man ein paar alte Öltanks an der Straße anschauen möchte. Der Loop ist mit Old Hwy 66 beschildert und biegt kurz nach der Brücke über die I-44 nach rechts ab. Nach einer knappen Meile mündet er wieder auf die ursprüngliche 66.

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Die nächste Ansiedlung nennt sich Bellvue (ohne „e“ hinter „Bell“), wobei sie mit schöner Aussicht wenig zu tun hat. Eine Ansammlung verstreuter Häuser. Die 66 macht hier einen weiten Bogen nach links (Süden).

Und jetzt gehen wir etwas ins Route 66 Detail: Von der Hauptstraße, die hier übrigens auch noch Highway 48 heißt, geht kurz vor der Adobe Wells Bar, die man allerdings gerne übersieht, weil sie von der Hauptroute kaum zu erkennen ist, eine winzige S353rd W Ave. nach links ab. Wer die auf Anhieb findet, bekommt ein Eis. Also auf diesem, ebenfalls als Old Hwy 66 bezeichneten Straßenrest, vorbei an oben genannter Bar, fahren wir ein Stück neben der neuen 66 her und enden nach ein paar Minuten vor einer total überwucherten kleinen Eisenbrücke über irgendeinen Bachlauf, namens Sand Creek. Was haben wir davon? Nix, oder? Oder doch, denn wir sind über ein echt altes Stück Route 66 gefahren. Und knipsen natürlich auch das Bauwerk am Dead End. Die reinste Schnitzeljagd ist das. Also retour, an unserer Adobe Wells Bar vorbei und zurück auf die eigentliche Strecke. Roamin‘ Rich – den kennen wir ja schon – hat mal wieder seine Spuren auf diesem ollen Straßenstück hinterlassen. Richtig hübsche Route 66 Shields oder Stencils oder Logos, wie auch immer man sie nennen mag.

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In Bristow, dem nächsten größeren Ort, findet man nichts von Interesse. Die 66 wird dort zur Main Street. An der Ecke 4th Street bitte rechts abbiegen. Die macht alsbald einen Linksknick und nennt sich danach Roland Street. Auf dieser verlassen wir Bristow um Kurs auf das sieben Meilen entfernte Depew zu nehmen.

Die 66 umgeht Depew im Norden, aber wir schwenken direkt nach links auf die Flynn Avenue ein, um dem Straßenverlauf aus den Jahren 1926 – 1928 zu folgen und der führt recht eckig – kann man das so sagen? – durch das kleine Kaff hindurch. Also beim grünen Depew Wegweiser links ab auf die Flynn, es folgt ein Bahnübergang. Kurz darauf rechts auf die Main Street. Hier scheint die Zeit irgendwie stehen geblieben zu sein. Alte Backsteingebäude entlang der Straße, teilweise nur Ruinen, keine Menschenseele zu sehen. Immerhin parken ein paar Autos am Straßenrand. Im Hintergrund der Wasserturm. Zwei alte Tankstellen – längst out of service. Das ist es schon.

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Aber der Ort hat was. Auch eine Geschichte, wie so viele kleine Städte im Mittleren Westen. Öl und die Eisenbahn sind auch hier für die guten Zeiten verantwortlich. Anfang des vorigen Jahrhunderts erhält Depew die Stadtrechte, wobei die in Amerika anders gesehen werden, als hierzulande. Die ersten Ölfelder werden ab 1915 ausgebeutet. Die Sapulpa and Oil Fields Railroad legt die Schienen für die Bahnstrecke. Mitte der 1920er Jahre kann die Stadt eine Menge vorweisen: Drei Sägewerke (auch die Holzindustrie boomt), Drugstores, General Stores, ein Ford-Händler, zwei Kinos, vier Hotels, drei Tankstellen, drei Kirchen und vieles mehr. Über 1100 Einwohner zählt die Stadt im Jahr 1930. Dann beginnt die Great Depression der 1930er Jahre und alles schwindet dahin, wie fast überall im Land. Die Einwohnerzahl verringert sich bis 1940 um ein Drittel, zwanzig Jahre später sind es nur noch 600, etwa so viel, wie heute. Die leerstehenden Gebäude am Rande der ehemaligen Route 66 sind die stummen Zeugen einer längst vergangenen, besseren Zeit. Die Main Street weist noch heute den Original-Asphalt der 1920er Jahre auf. In Depew hat mal also Historisches unter den Rädern.

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Man sollte den Loop nicht auslassen. Zurück geht‘s über die Ladd Street rechts ab zur heutigen Route 66, der wir weiter nach Westen folgen.

Aber nur für sechs Meilen, dann biegen wir wieder auf so einen kleinen Schlenker ein, dem Shoe Tree Loop“ Es geht links ab, wenn man langsam fährt, kann man es kaum verfehlen. Ein bemaltes Schild steht direkt vor dem mit diversem Schuhwerk behangenen Baum. Das Ganze liegt auf Privatgrund, aber ist „accessible“. Auf dem verwitterten Asphalt finden wir erneut die Route 66 Shields, die uns der schon oben erwähnte Rich Dinkela zur besseren Orientierung auch hier hinterlassen hat.

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Vor uns liegt Stroud, wo wir einen Stopp in einer Route 66 Institution machen werden.

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