Wir fahren weiter auf der Route 66 alias SR53 nach Südwesten und passieren die Orte Godley und Braceville, die man getrost ohne Stopp hinter sich lassen kann. Nächstes Ziel ist das kleine Städtchen Gardner. Hier machen wir eine kleine „Stadtrundfahrt“ mit Stopp am „Street Car Diner“ und dem „2-Cell Jail“ gleich nebenan. Parkraum ist mehr als genügend vorhanden, Gardner ist ziemlich verschlafen. Der Ort ist irgendwie seltsam, es gibt kein richtiges „downtown“, die Straßen sind leer. Gepflegte Rasenflächen rund um die Gebäude und Getreidesilos mitten im Ortskern. Kaum Geschäfte oder Restaurants, wenig Leben.
Die 66 ist bestens ausgeschildert und nicht zu verfehlen. Auch wegen der Markierungen auf der Straße. Mitten auf dem Rasen steht der 2011 restaurierte „Street Car Diner“. An dieser Stelle stand früher das Riviera Restaurant, das aber 2010 komplett abgebrannt ist. Das Schild am Diner trägt noch die entsprechende Aufschrift. Brennende Diner oder Restaurants sind an der 66 keine Seltenheit, das gab‘s des öfteren in den letzten Jahren.
Der „Street Car“ wird anstelle des Riviera an diesen Platz gesetzt und sogar zu einem Route 66 Landmark erhoben. Okay, darüber kann man streiten und wer verliert, muss ins Gefängnis. Das steht gleich nebenan und hat Platz für zwei. Es stammt aus dem Jahr 1902. Wen sie so eingesperrt haben, ist nicht überliefert. Man kann rein gehen und sich per Knopfdruck was erzählen lassen. Dort macht jeder gern „ich hinter Gittern Fotos“.
Jetzt können wir Gardner getrost verlassen und uns wieder auf die SR53 begeben.
Wir nehmen Kurs auf Dwight und die erste restaurierte Tankstelle. Sie befindet sich nahe der Kreuzung mit dem Highway 17 an der Waupansie Street. Man kommt eigentlich automatisch dran vorbei. Die Tankstelle, „Ambler‘s Texaco“, ist sehenswert, man kann reingehen (wenn geöffnet, natürlich, was nicht immer der Fall ist) – es gibt einen Gift Shop, wie überall, die Garage steht den Besuchern ebenfalls offen. Alles ist wunderschön restauriert und wird offensichtlich gut in Schuss gehalten. Über den Tanksäulen verkündet das typische blau-weiße Schild, dass es sich hier ebenfalls um ein Route 66 Landmark handelt.
Gleich gegenüber findet ihr das Old 66 Family Restaurant, falls jemand schon wieder vom Hunger geplagt sein sollte.
Solchen Oldtimern begegnet man an der 66 häufig. Wer noch stolzer Besitzer eines dieser Schmuckstücke ist, wobei es da große Unterschiede hinsichtlich des „Zustandes“ des jeweiligen Automobils gibt, nutzt gern die Gelegenheit zu einer Ausfahrt auf der historischen Mother Road.
Nebendran gibt‘s noch was Nettes zu bestaunen: „Route 66 Tire and Auto“. Schön angepinselt, liebevoll restauriert, mit einem Ferrari 250GTO an der Stirnseite, also mit einem Mural davon natürlich. Schöne alte Shell Zapfsäulen stehen davor.
Bei unserem zweiten Besuch in Dwight sehen wir einen älteren Herrn vor dem Haus die Blumen gießen. Er spricht uns natürlich an, als wir aussteigen und fotografieren. Wir lernen Ken kennen :-).Und kommen ins Gespräch. Scheinbar findet er uns sympathisch und lädt uns ein, das Innere seines kleinen Paradieses zu besichtigen. Ken lässt nicht jeden rein, wie er uns erzählt, vor allem keine Amerikaner. Die wüssten das alles nicht zu würdigen, sagt er. Wir wissen es sofort zu würdigen, als wir die kleine Halle betreten. Was steht da alles rum und hängt da an den Wänden! Ken ist ein Ferrari-Fan, sieht man sofort, nicht nur am GTO draußen an der Wand. Plakate, Modelle, Zeitschriften, Poster, Fotos … alles mögliche zum Thema. Udo kann hier aufgrund seiner „Motorsport-Vergangenheit“ sehr gut mitsprechen und Ken ist vollauf begeistert, dass da jemand weiß, wovon er redet. So ein tolles Gespräch hätte er seit Ewigkeiten nicht mehr führen können. Okay, wir haben damit auch nicht gerechnet. Ein Erinnerungsfoto muss natürlich auch sein. Nächstes Mal kommen wir wieder vorbei.
Weiter geht‘s auf der alten 66 Richtung Odell. Die 66 verläuft hier direkt neben der I-55. Kurz vor Odell biegt sie als Odell Road in den Ort ab. Hier stehen die ersten Burma Shave Zeichen an der Straße. „Welcome to Odell“ steht auf dem ersten.
Fünf oder sechs davon hintereinander verkünden dem Automobilisten eine mehr oder weniger sinnige Botschaft. Auf dem letzten steht dann immer „Burma Shave“. Die Schilder haben eine lange Geschichte. Es gibt sie seit 1925. Sie finden sich nicht nur an der 66, sondern auch an anderen US Highways. Die Schilder an der 66 sind vor einigen Jahren, genauer gesagt 1997, von der heutigen Muttergesellschaft von Burma Shave, der „American Razor Company“, wieder aufgestellt worden, nachdem sie 1963 von „Philip Morris“ entfernt worden waren. Heute sind sie beliebte Fotomotive entlang der Straße. Sie werden uns noch oft begegnen.
In Odell halten wir an der nächsten restaurierten Tankstelle, der Standard Oil Gasoline Station, direkt am Ortseingang. Sie stammt ursprünglich aus dem Jahr 1932. Anhalten lohnt sich. Einen Gift Shop gibt‘s natürlich auch. Wenn das so weiter geht, braucht man als 66-Roadie bald einen zusätzlichen Koffer.
Die Straße führt weiter durch den kleinen Ort, vorbei an einer weiteren Tankstelle/Garage, die noch in altem Zustand ist. Die Zapfsäulen sind verrostet und neben dem Gebäude steht dieser Oldie mit original Illinois Kennzeichen von 1940.
Am Ortsausgang treffen wir wieder auf die Historic 66 und folgen den braunen Schildern bis wir Pontiac erreichen, einem Route 66 Highlight.
Essen und Trinken